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Mission Zukunft: Wie KI und Innovation die Industrie von morgen gestalten

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Rückblick zum 8. Deutsch-Österreichisches Technologieforum 2025

TF 2025 DinnerNight: Podiumsdiskussion Gruppenbild auf der Bühne
(c) DHK/Marko Kovic

Im Zeichen von Wettbewerbsfähigkeit, Transformationsprozessen, Fachkräftemangel und Künstliche Intelligenz in der Industrie stand das bereits „8. Deutsch-Österreichische Technologieforum 2025“, das am 12. und 13. März unter dem Motto „Mission Zukunft – Wirtschaft und Technik neu denken“ gemeinsam von der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) mit Fraunhofer Austria veranstaltet wurde.

 

Rund 190 Gäste wurden im Novotel Wien am Hauptbahnhof begrüßt. Das war die bisher höchste Beteiligung in der Forumsgeschichte, ein Beweis für Professor Wilfried Sihn, Senior Advisor bei Fraunhofer Austria, der durch den Abend führte, dass das Thema bewegt. „Das Technologieforum steht im Zeichen der multiplen Krisenbewältigung, Schlüsseltechnologien dafür sind unter anderem Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, nachhaltige Energiesysteme, Taxonomie und Kreislaufwirtschaft.“ Vito Cecere, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Österreich, verwies in seiner Eröffnungsrede unter anderem auf ein Leuchtturmprojekt für KI. „Im Innovationspark IPAI Heilbronn entsteht das größte Ökosystem für Künstliche Intelligenz in Europa.“ Kleine, mittlere und große Unternehmen, Start-ups, KI-Talente sowie Akteure des öffentlichen Sektors arbeiten dort an KI-basierten Softwareprodukten und -lösungen. Auf ein ähnliches Projekt verwies Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung in seiner Begrüßung. Die Initiative AI Factory Austria (AI:AT), soll das österreichische KI-Ökosystem nachhaltig stärken. „Es gilt, das Tempo beim KI-Einsatz im Unternehmen zu erhöhen, Forschung & Entwicklung zu stärken, Kooperationen auszubauen und das KI-Know-how zu forcieren.“ Dieses wurde bereits teilweise realisiert: Die F&E-Quote in Österreich soll bis 2030 vier Prozent betragen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Industrie hat sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt.

 

KI ist zentraler Innovationsmotor
Österreich zeigt beim Thema KI in nahezu allen Branchen eine beachtliche Innovationskraft. Damit eröffnete Hermann Erlach, CEO Microsoft Österreich, seine Keynote und warnte vor einem Negieren von Künstlicher Intelligenz. „KI ist ein Gebot der Stunde auch für den Mittelstand.“ Große Unternehmen würden investieren und gehen mutige Schritte in Österreich, Start-ups adaptieren, aber der Mittelstand hat nicht den Support, den er braucht, nicht das Wissen, teilweise nicht das Leadership, um in dieses Thema reinzukommen. „90 % der Unternehmen werden in fünf bis zehn Jahren nicht mehr da sein, wenn sie nicht jetzt in das KI-Thema einsteigen“, warnte Erlach und verwies auf die jüngst eröffnete „AI Innovation Factory“ in Wien. Diese Initiative hilft Unternehmen dabei, das Potenzial von KI zu nutzen und Innovationen für den Wirtschaftsstandort Österreich voranzutreiben. Dringend geboten sei eine digitale Infrastruktur, um maßgeschneiderte Lösungen für die Optimierung der Geschäftsprozesse und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu bieten. Im Sommer startet die Data-Center-Region rund um Wien. Das werden die modernsten Datacenter der Welt, vor allem, was die Energieeffizienz und den CO2-Footprint betrifft. Sie haben einen bis zu 93 Prozent geringeren Energiebedarf und verursachen bis zu 98 Prozent weniger CO2-Emissionen als traditionelle Datacenter. Entscheidend seien ferner Partnerschaften, eine Grundvoraussetzung für das Thema KI, denn man könne nicht mehr alles allein umsetzen. Microsoft investiert in sein Ecosystem von bis zu 4.500 Partnern. „Partnerschaften sind in einer globalen Wirtschaft und im Zusammenspiel ultimativ“, betonte Erlach. Auch für Professor Michael Heiss, Siemens Österreich, sind diese KI-Ökosysteme ein ganz wesentlicher Teil der Infrastruktur. Davon hänge die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aller Größen ab. Erforderlich sind Investitionen in Rechencluster, zu denen auch Start-ups und KMUs Zugang haben müssen. Auf die Transformation, die neben der KI auch im Energiebereich zu erkennen ist, verwies Susanna Zapreva, Vorständin in Österreichs größtem Elektrizitätsversorgungsunternehmen, Verbund. Der technologische Fortschritt werde es ermöglichen, den Energieverbrauch stark zu reduzieren und die Energie nachhaltig aufzubringen. „Österreich hatte schon immer ein hohes Maß an Innovation. Vielleicht waren wir bei KI nicht ganz vorn dabei, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir bei den Anwendungen noch viele Showcases haben werden.“ Ähnlich Georg Knill: „Von der klassischen Infrastruktur zu Land, Luft und Wasser, hin zur digitalen Infrastruktur hat Österreich durchaus ein bisschen lange gebraucht. Wir haben aber doch in den letzten Jahren große Schritte gemacht. Im 5G-Ausbau sind wir top in Europa, im Bereich der Digitalisierungsanwendungen im europäischen Schnitt, bei der Quantenforschung ist Österreich ganz vorn dabei.“

 

Digital denken
Innovation war das Einstiegsthema in den Forumstag. Univ.-Prof. Sebastian Schlund, Geschäftsführer von Fraunhofer Austria, forderte den Abbau von Bürokratie, Überregulierung und eine Innovationsoffensive. Thomas Birtel, Vizepräsident der Deutschen Handelskammer in Österreich, sprach von einer Zeit des rasanten Wandels. „Technologische Entwicklungen schreiten mit einer Geschwindigkeit voran, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war. Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, Erneuerbare Energien und nachhaltige Produktionsmethoden sind nicht mehr nur Zukunftsvisionen, sie sind Gegenwart.“ Jens Poggenburg, Geschäftsführer AVL List, gab dann einen Einblick in sein Unternehmen. „Wir sind mitten im Thema Transformation. Es wird einem das eine oder andere Mal schwindlig dabei, aber es ist spannend.“ Effizienzsteigerung bei der Anwendung von KI in der Entwicklung seien phänomenal. Da geht es nicht um 5 %, es gibt Effizienzsteigerungen durch KI in der Entwicklung von bis zu 25 %. Vielleicht werden es auch einmal 50 %. „Wir sind froh, dass wir diesen Weg gestartet haben, brauchen aber noch sehr viel Energie und Durchhaltevermögen.“ Profitieren von KI könne man nur durch Datenqualität, was laut Tobias Lange, CIO Freudenberg SE im Gespräch mit Gerhard Krennmair, Geschäftsführer msg Plaut Austria, auch professionelles Datenmanagement benötigt. „Beim Fortschritt geht es jetzt darum, Geschwindigkeit zu erzielen, loszulaufen, auszuprobieren und umzusetzen.“ Geschwindigkeit war auch Thema von Fabian Hansmann, Marketingchef von Plasser & Theurer, der über hochwertige Daten im Gleisbau berichtete. „Gleisbaumaschinen erkennen heute selbständig schadhafte Komponenten, agieren voll automatisiert und lernen daraus, was die laufende Instandhaltung von Weichen erheblich erleichtert.“ KI hilft auch bei der Batterieentwicklung. Noch werden 60 % der Batterien von den zwei chinesischen Unternehmen CATL und BYD hergestellt. diese Batterien gehen nicht nur in den chinesischen Markt, sondern auch nach Europa. Um dieser Situation entgegenzuwirken, haben sich innovative Hochtechnologieunternehmen aus Europa zusammengeschlossen und die Battery Tech Alliance gegründet. „Ohne gezielte Reformen droht Europas Automobilindustrie weiter zu schrumpfen. Mit einem milliardenschweren europäisch-amerikanischen Konsortium wollen wir daher die Vormacht Chinas bei der Batteriezellproduktion brechen. Wir können die gesamte Prozesskette abdecken“, kündigte Hans Kostwein, CEO Kostwein Maschinenbau, an.

Globale Perspektiven
Der digitale Wandel in der Praxis war Thema einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit DHK Vizepräsident Harald Pflanzl, Senior Vice President BASF EMEA South-East, Laura Friederike Sasse im Vorstand der Dr. Sasse Gruppe, Martina Klenkhart, msg Plaut Austria und Balazs Bezeczky von Beckhoff Automation. Harald Pflanzl berichtete in seiner Eigenschaft als Senior Vice President, Head Sub-Region Africa, Middle East, Turkey & Central Asia, Russia & Belarus bei BASF, dass Unternehmen in diesen Ländern in Bezug auf Modernisierung, Digitalisierung und Anwendung von Artificial Intelligence ganz klar mit Europa mithalten können. „Der Wettbewerb ist nicht nur in den USA und China zu finden, er ist punktuell auch im Mittleren Osten, Afrika und der Türkei. Aufstrebende Mitbewerber, die sehr gute Mitarbeiter haben, sind überall zu finden.“ Was Aus- und Weiterbildung und die digitale Affinität betrifft, sieht er teilweise sogar einen größeren Fortschritt in diesen Ländern als zum Beispiel in Österreich und Deutschland. Laura Friederike Sasse berichtete von der zunehmenden Bedeutung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz für ihre Branche, das Facility Management. „FM wird dadurch maßgeblich geprägt. Wir reagieren passgenau auf den Endverbraucher, arbeiten nicht nach einer vorgegebenen Tabelle, sondern schauen uns an, was zum Beispiel Bewegungsdaten und Sensoren ergeben, welche Räume und Bereiche momentan besonders in Anspruch genommen werden. Dorthin schicken wir dann passgenau unsere Mannschaft.“ Auch das Konzept Cobotics wird von der Dr. Sasse Gruppe konsequent verfolgt. In der modernen Gebäudereinigung spielen Robotik, Sensorik und künstliche Intelligenz eine zunehmend wichtige Rolle, um Effizienz und Präzision zu steigern. Diese Technologien ermöglichen es, die tatsächliche Nutzung von Gebäudebereichen und damit den Bedarf an Reinigung genau zu identifizieren und Prozesse stetig und On-Demand anzupassen. Den Bedarf an einer hohen Datenqualität sprach Martina Klenkhart an. „Eine Herausforderung ist die Integration von Daten aus Legacy Equipment und modernen Technologien.“ Viele Unternehmen befinden sich aktuell ungefähr auf halbem Weg in ihrer Digital Roadmap Journey. Das Bewusstsein für den erforderlichen Wert von Daten ist mittlerweile aber in den Führungskreisen vorhanden. Daten müssen nun als Asset gesehen werden, dafür muss man auch investieren. Daten waren auch Thema von Balazs Bezeczky. „Wir kommen aus der Automatisierungstechnik, sind bekannt dafür, Innovationen voranzutreiben und immer wieder neue Impulse in die Branche zu bringen.“ Beckhoff Automation arbeitet seit Jahren auf unterschiedlichen Ebenen an der Integration von Künstlicher Intelligenz in der Automatisierungstechnik. „Wir integrieren KI beispielsweise direkt in unsere Soft- oder Hardwareprodukte. Nutzer können so die Vorteile von KI nutzen, ohne selbst über spezielle Kenntnisse verfügen zu müssen. Die Code-Synthesierung ist direkt in den Engineering-Workflow integriert, KI übernimmt einen erheblichen Teil der grundlegenden Programmierarbeit.“ Die Anwendungsszenarien für KI in der Automatisierungstechnik sind dabei vielfältig, reichen von Robotikanwendungen über prädiktive Regelung bis hin zu Inspektionsaufgaben. In die Welt der KI für den Einkauf führte Isabel Poppek, Gründerin & CEO Alpas, ein. „Um Beschaffungsprozesse zu optimieren, braucht es effiziente und resiliente Lieferketten.“ Alpas AI ist eine KI-gestützte Sourcing-Lösung für den Einkauf. Kernfunktionen wie Lieferantensuche, 360 Grad Lieferantensicht und die Konsolidierung von Lieferanten bieten einen hohen Mehrwert durch erhebliche Kosten- und Zeiteinsparungen. Alpas verwendet dazu proprietäre Machine-Learning-Modelle, um Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln und zu analysieren.

 

Mission Zukunft
Zum Thema Nachhaltigkeit berichteten alle Teilnehmer:innen des Forums von gesetzten Schritten, unter anderem mit Sensorik, um die Verbräuche genau zu messen, der Entwicklung eines Greenwashing Detectors, einem KI-basierten Produkt zur Erkennung von Greenwashing und Vorschlägen für Nachhaltigkeitsverbesserungen, Materialeinsatzoptimierung, Abfallreduktion und Ausschussreduktion sowie optimierter Leistung von Geräten bei gleichem Verbrauch. “Wir unterstützen auch mit stationären Speichern – etwa 1/4 aller Windräder weltweit arbeiten mit einer Beckhoff-Steuerung”, berichtete Bezeczky. Das Leitmotto „Mission Zukunft" umfasste auch Kreislaufwirtschaft, also neue Wege in der Abfallwirtschaft. Dazu stellten Christoph Ecker, Geschäftsbereichsleiter Logistik und Supply Chain Management bei Fraunhofer Austria, und Christoph Pröbstl, Werkleiter EPS-Werke Österreich bei Austrotherm, das Projekt EPSolutely vor. „Österreich hat beim Pro-Kopf-Verbrauch von Styropor den dritthöchsten in Europa. Nur in Norwegen und Finnland liegt die Zahl höher. Trotzdem gibt es aktuell in Österreich keine Möglichkeit einer EPS-Kreislaufwirtschaft.“ Das Ziel von EPSolutely ist, EPS-Abfälle von Bau und Verpackung in eine kreislauforientierte Wirtschaft zu überführen und den Primärrohstoffbedarf zu reduzieren. Der Rückbau einer Fassade stellt für die Kreislaufwirtschaft eine Herausforderung dar, denn EPS ist nach dem Abbruch mit Fremdmaterialien wie Putz und Klebstoffen sowie in den meisten Fällen noch mit dem Flammschutzmittel HBCD verbunden. Der CreaSolv-Prozess ermöglicht das Abtrennen von HBCD in einem lösemittelbasierten Verfahren.

Eine Studie hat bewiesen, wie elementar die Themen Digitalisierung und KI für Österreich sind. KI hat das Potenzial, das Geschäftsleben so stark zu verändern wie nur wenige Innovationen zuvor. Wenn wir jetzt keine Schritte setzen, dann wird das Thema KI langsam hineindiffundieren nach Österreich, relativ ungezügelt, bisschen reguliert. Es muss Ziel sein, die KI-Transformation in Österreich zu beschleunigen und Unternehmen sowie Partner zu vernetzen.“

 

Hermann Erlach zur KI-Zukunft

TF 2025 DinnerNight: Keynote durch DI Hermann Erlach auf der Bühne mit Headset
© leadersnet.at / C. Mikes

Partner der Veranstaltung waren Beckhoff, Eplan, Festo, Fachverband Metalltechnische Industrie, Nortal, msg Plaut, Phoenix Contact, Pilz, Rittal, Dr. Sasse.

Als Medienpartner wieder mit dabei waren Austria Innovativ, Maschinenmarkt Österreich, Industriemagazin und Multiplikatoren wie der Automobilcluster und die Standortagentur Tirol.

 

Redaktion: Karin Legat

 

Leadersnet war vor Ort: Hier geht es zur Foto-Galerie Dinner-Night und Foto-Galerie Forumstag.

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