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Die Talfahrt der österreichischen Industrie verlangsamt sich gegen Jahresende

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UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im November

Fabrikbau, Industrietechnik, Fertigungseinrichtung, Produktionslinie
  • Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im November auf 44,5 Punkte und signalisierte damit eine leichte Abmilderung der Konjunkturschwäche zur Mitte des dritten Rezessionsjahres
  • Etwas weniger Auftragsrückgänge sorgten für geringere Produktionseinschränkungen als im Vormonat
  • Der Jobabbau in den heimischen Industriebetrieben nahm im November jedoch wieder mehr Fahrt auf
  • Die beschleunigte Reduktion der Einkaufsmengen ließ die Lagerbestände an Vormaterialien erneut deutlich zurückgehen
  • Die Preisnachlässe im Verkauf als Folge der schwachen Nachfrage fielen stärker aus als die Kostenentlastungen durch sinkende Rohstoffpreise
  • Die Aussichten für Österreichs Industrie stabilisierten sich auf niedrigem Niveau: Der Index der Produktionserwartungen binnen Jahresfrist stieg im November auf 50,1 Punkte, ganz knapp über der Neutralitätsgrenze

 

Im November zeigten sich erstmals seit Monaten vorsichtige Signale einer Stabilisierung der Industriekonjunktur. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im November gegenüber dem Vormonat immerhin um 2,5 auf 44,5 Punkte. Damit lag der Indikator jedoch weiterhin deutlich unter der Grenze von 50 Punkten, die ein Wachstum der heimischen Industrie signalisiert, und wies damit auf eine, wenn auch abgemilderte Fortsetzung der Rezession in der heimischen Industrie hin“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Denn in der Produktion und bei der Auftragsentwicklung zeigte sich eine Verlangsamung des Abwärtstrends. Hingegen beschleunigte sich der Abbau der Beschäftigung, und die schwache Nachfrage verstärkte die Vorsicht in der Lagerhaltung weiter. Zudem kam es zu einem noch stärkeren Druck, Preisnachlässe im Absatz zu gewähren.“

 

Weniger Auftragsrückgänge, weniger Produktionseinschränkungen
Den größten Beitrag zum Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im November leistete die spürbare Verlangsamung der Auftragsrückgänge. Dabei zeigte sich im Neugeschäft aus dem Inland eine günstigere Entwicklung als im Exportgeschäft, das durch die schwache Nachfrage aus Europa, insbesondere aus dem wichtigen Absatzmarkt Deutschland, stärker gedämpft blieb. Neben der zurückhaltenden Nachfrage, der sich verschärfenden geopolitischen Unsicherheiten und den aktuellen Finanzierungsbedingungen wird das Neugeschäft allerdings weiter von zum Teil hohen Lagerbeständen der Abnehmer gebremst. Trotz des Anstiegs auf 45,5 Punkte liegt der Index für die Auftragseingänge seit drei Monaten unter dem Produktionsindex. Die heimischen Betriebe konzentrierten sich demnach weiter auf die Abarbeitung von Auftragsbeständen, die folglich im November wieder stark abnahmen. Aber auch hier zeigte sich eine Verlangsamung des negativen Trends. Durch die Verringerung von Auftragsrückständen sanken im November auch die durchschnittlichen Lieferzeiten, jedoch nur noch mit sehr geringem Tempo.

 

Der Produktionsindex stieg auf 46,1 Punkte, immerhin der zweithöchste Wert seit eineinhalb Jahren. „Die heimischen Betriebe verringerten die Produktion weniger stark als im Vormonat, weil sich auch der Rückgang des Neugeschäfts verlangsamte. Vor allem aus dem Inland nahm das Tempo des Auftragsrückgangs spürbar ab“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

 

Jobabbau beschleunigt sich
Trotz der Verlangsamung des Produktionsrückgangs beschleunigte sich im November der Jobabbau in der österreichischen Industrie erneut. Der Beschäftigungsindex sank auf 39,4 Punkte, abgesehen vom September der niedrigste Wert der laufenden Rezession.

 

Im Zuge der laufenden Anpassung der Produktion an das sinkende Neugeschäft hat die Beschäftigung in der heimischen Industrie vor genau eineinhalb Jahren zu sinken begonnen. Seitdem sind mittlerweile knapp 14.000 Jobs im Sektor verloren gegangen. „Angesichts der anhaltenden Rezession mussten immer mehr heimische Betriebe davon abgehen, qualifizierte Mitarbeiter zu halten, um für eine kommende Konjunkturerholung gut gerüstet zu sein. Der stark sinkende Auslastungsgrad deutlich unter den langjährigen Durchschnitt beschleunigte in den vergangenen Monaten die notwendige Anpassung der Personalkapazitäten an die niedrigeren Produktionserfordernisse, zumal auch der Fachkräftemangel mittlerweile spürbar nachgelassen hat. Im November stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung auf 4,1 Prozent, den höchsten Wert seit dreieinhalb Jahren“, meint Pudschedl. 

 

In dem schwachen Nachfrageumfeld ist in den kommenden Monaten mit einem anhaltenden Jobabbau und einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote in der Industrie zu rechnen. Sollten sich die Erwartungen einer Erholung im Verlauf des Jahres 2025 erfüllen, kann von einer Trendwende am Arbeitsmarkt rund um den Jahreswechsel 2025/2026 ausgegangen werden. „Wir erwarten im Jahresdurchschnitt 2024 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 3,8 Prozent nach nur 3,2 Prozent im Vorjahr. Trotz einer höheren Dynamik wird die Arbeitslosenquote im Sektor weiterhin deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft mit 7,0 Prozent bleiben“, erwartet Pudschedl. Von einer überdurchschnittlich starken Verschlechterung ist dabei in den Industriehochburgen Oberösterreich und Steiermark auszugehen.

 

Verkaufspreise sanken stärker als die Kosten
Aufgrund des geringeren Bedarfs an Rohstoffen und Vorprodukten reduzierten die heimischen Betriebe im November erneut ihre Einkaufsmengen, was sich nicht nur in einer weiteren Verkleinerung der Bestände in den Vormateriallagern niederschlug, sondern auch zu einer Fortsetzung der Kostenrückgänge im Einkauf führte. „Die Nachfrageschwäche hat mittlerweile seit genau einem Jahr einen Rückgang der Einkaufspreise unterstützt. Die Kosten der Betriebe für Vorprodukte und Rohstoffe sanken jedoch zuletzt langsamer“, meint Pudschedl und ergänzt: „Der Rückgang der Einkaufskosten musste aufgrund des starken Wettbewerbs in einem schwachen Nachfrageumfeld an die Kunden weitergegeben werden. Die Verkaufspreise sanken aufgrund von Rabattierungen sogar stärker als die Kosten, besonders deutlich in der Investitionsgüterindustrie. Im Durchschnitt dürfte sich die Ertragslage der heimischen Betriebe durch die Preistrends etwas verschlechtert haben.“

 

Risiken gestiegen, Erholung weiter nicht in Sicht
Die Verlangsamung des Abwärtstrends in der heimischen Industrie, die sich in geringeren Auftrags- und Produktionsrückgängen als im Vormonat zeigte, wurde im November begleitet von einem Nachlassen des Pessimismus in den Betrieben. Der erstmalige Anstieg des Produktionserwartungsindex seit drei Monaten auf über 50 Punkte signalisiert mittelfristig eine Stabilisierung der Konjunktur, wenn auch auf dem aktuell niedrigen Niveau. Auch das erstmals seit Mai wieder ausgeglichene Verhältnis zwischen Neuaufträgen und den Beständen in den Verkaufslagern unterstützt die Hoffnung auf ein absehbares Ende der Rezession in der österreichischen Industrie.

 

Die vorsichtigen Stabilisierungstendenzen stehen jedoch auf recht wackeligen Beinen, was neben den gestiegenen Risiken für den globalen Handel durch die bevorstehenden politischen Veränderungen in den USA sowie durch das unverändert herausfordernde europäische Umfeld unterstrichen wird. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie im Euroraum sank im November auf 45,2 Punkte. Die Schwäche der deutschen Industrie belastet neben Österreich auch andere Märkte stark, wie unter anderem Frankreich.

 

„Trotz einer leichten Stabilisierungstendenz ist vorerst kein Ende der Rezession in der heimischen Industrie in Sicht. Während die Ausgangslage für Österreichs Industrie durch stark gestiegenen Lohnstückkosten und folglich einer verminderten preislichen Wettbewerbsfähigkeit besonders herausfordernd ist, sind die weitere Lockerung der Geldpolitik und die steigende reale Kaufkraft der heimischen Konsumenten für 2025 auch zarte Signale für eine Rückkehr auf einen moderaten Wachstumskurs im Verlauf des Jahres“, meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Angesichts gestiegener Risiken durch sich weiter verschärfende politische Unsicherheiten und den zunehmenden Protektionismus im globalen Handel sind unsere Erwartungen jedoch sehr begrenzt. Nach dem Rückgang der Industrieproduktion um real fast 4 Prozent 2024 gehen wir für das kommende Jahr 2025 nur von einer Stabilisierung mit einem Plus von weniger als einem Prozent bei der Herstellung von Waren in Österreich aus.“

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