Logo der Deutsche Handelskammer in Österreich

Hohe Inflation könnte die aktuelle Konjunkturaufhellung verlangsamen

  • News

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator

Tafel mit Zahlen mit Konjunkturverlauf im Vordergrund
(c) AdobeStock
  • Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators stieg im August auf minus 1,4 Punkte, den besten Wert seit zweieinhalb Jahren
  • Deutliche Stimmungsverbesserung der Konsumenten kompensierte die leicht gestiegenen Konjunktursorgen der Unternehmer in der Industrie, am Bau und im Dienstleistungssektor
  • Revidierter Aufwärtstrend im ersten Halbjahr macht leichtes BIP-Plus 2025 wahrscheinlicher
  • Stärkere Inlandsnachfrage sollte 2026 ein höheres Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent ermöglichen
  • Stabilisierung am Arbeitsmarkt: Nach durchschnittlich 7,5 Prozent 2025 sollte die Arbeitslosenquote 2026 sogar geringfügig auf 7,4 Prozent sinken
  • Die Energie-, Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreise werden die Inflation im Jahresdurchschnitt 2025 auf 3,5 Prozent treiben. Auch 2026 ist mit 2,4 Prozent nun eine höhere Teuerung zu erwarten
  • Stabile Leitzinsen im Euroraum bis Ende 2026, während die Fed eine Lockerung um 75 Basispunkte vornehmen dürfte, werden den Euro weiter stärken

 

Die leichte Konjunkturaufhellung in Österreich setzt sich fort. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im August geringfügig auf minus 1,4 Punkte und verbesserte sich damit auf den höchsten Wert seit Februar 2023“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Nach dem einheitlichen Verbesserungstrend im Vormonat zeigte sich im August jedoch wieder ein durchwachseneres Konjunkturbild. Während auf Unternehmerseite die Konjunktursorgen in allen Wirtschaftssektoren leicht zunahmen, stieg die Stimmung der Konsumenten deutlich auf den besten Wert seit einem Jahr. “

 

Bessere Laune der Konsumenten

 

Der leichte Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators um 0,2 Punkte gegenüber dem Vormonat war im August vor allem der verbesserten Stimmung der heimischen Konsumenten zu verdanken. Einkommenszuwächse trotz hoher Inflation und die Stabilisierung der Lage am Arbeitsmarkt sorgte für die vierte Stimmungsaufhellung in Folge. Dagegen verhinderte insbesondere eine erneute Eintrübung der Konjunkturerwartungen im Dienstleistungssektor eine günstigere Entwicklung, wozu unter anderem der Bereich Beherbergung und Gastronomie aufgrund einer moderaten Nachfrage und Personalproblemen beitrug. Auch in der Bauwirtschaft beurteilten die Unternehmen die Konjunkturlage im August etwas schlechter als im Vormonat. Während sich im Tiefbau die Lage weiter stabilisierte, klagte wieder ein steigender Anteil an Unternehmen im Hochbau über unzureichende Nachfrage. Obwohl sich der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator für die globale Industriestimmung, gestützt auf eine günstigere Entwicklung auf den Märkten in Übersee, im August verbesserte, hat sich die Verunsicherung in der heimischen Industrie etwas erhöht. Die Konjunktursorgen aufgrund einer schwachen Auftragsdynamik in Kombination mit Einbußen bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch die vergleichsweise hohen Lohn- und Energiekosten belasteten die Stimmung in den Industriebetrieben.

 

„Der positive Trend des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators setzte sich im August fort. Die deutliche Stimmungsverbesserung der heimischen Konsumenten kompensierte die leicht gestiegenen Konjunktursorgen der Unternehmer in der Industrie, am Bau und im Dienstleistungssektor“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Die Stimmung war im August in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft im pessimistischen Bereich, zum Teil sogar erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in der Industrie und am Bau in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum. Nur im Dienstleistungssektor war der Pessimismus in Österreich sogar den vierten Monat in Folge weniger stark ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt.“

 

Moderate Erholung setzt sich fort

 

Die jüngsten statistischen Daten zeigen einen etwas stärkeren Aufwärtstrend der österreichischen Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2025 als bisher angenommen. Gestützt auf die Inlandsnachfrage stieg das BIP seit Jahresbeginn um 0,5 Prozent real. Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator lässt für die kommenden Monate weiterhin leichten Rückenwind für die heimische Wirtschaft erwarten. Die Inlandsnachfrage wird, unterstützt durch die gelockerte Geldpolitik, die treibende Kraft bleiben. Die hohe Inflation dürfte jedoch etwas Schwung aus dem privaten Konsum nehmen und stellt damit ein Risiko für die laufende Konjunkturaufhellung dar, deren Tempo deshalb in der zweiten Jahreshälfte nachlassen könnte.

 

„Wir gehen weiterhin von einem BIP-Anstieg von 0,1 Prozent für 2025 aus und sehen diese Prognose durch die aktuelle Datenrevision sogar besser nach unten abgesichert. Die günstigen Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage durch Kaufkraftzuwächse bzw. die vorteilhaften Finanzierungsbedingungen sollten trotz Schwierigkeiten für die Exportwirtschaft durch die protektionistische Politik der USA 2026 ein stärkeres Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent möglich machen“, meint Pudschedl.

 

Arbeitslosenquote stabilisiert sich

 

Mit durchschnittlich 7,4 Prozent liegt die Arbeitslosenquote in den ersten acht Monaten 2025 genau um einen halben Prozentpunkt über dem Vergleichswert des Vorjahres. Die Anzahl der Arbeitssuchenden hat sich in diesem Zeitraum um 21.700 bzw. 7,4 Prozent erhöht. In den vergangenen Monaten hat sich der jährliche Anstieg deutlich reduziert und die saisonbereinigten Daten zeigen für Juli und August keine weitere Zunahme im Monatsvergleich.

 

„Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich über den Sommer stabilisiert. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote liegt seit Mai konstant bei 7,5 Prozent. Unterstützt durch die leichte Konjunkturverbesserung rechnen wir für die kommenden Monate mit einer Fortsetzung der Stabilisierungstendenz am Arbeitsmarkt und angesichts einer etwas stärkeren Konjunktur und des nachlassenden Anstiegs des Arbeitskräfteangebots bereits für 2026 mit einer beginnenden Entspannung“, meint Pudschedl und ergänzt: „Für 2025 gehen wir weiterhin von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent aus. Für das kommende Jahr 2026 haben wir unsere Prognose jedoch leicht auf 7,4 Prozent gesenkt.“

 

Inflation fast doppelt so hoch wie im Euroraum

 

Mit dem deutlichen Anstieg der Inflation im August auf über 4 Prozent im Jahresvergleich ist die Teuerung in Österreich mittlerweile fast doppelt so hoch wie im Euroraumdurchschnitt. Hinter der Teuerung steht sowohl in Österreich als auch im Euroraum ein Anstieg der Nahrungsmittelpreise und höhere Dienstleistungspreise. Während der Anstieg der Nahrungsmittelpreise in Österreich nur unwesentlich stärker als im Euroraum ausgefallen ist, steigen die Dienstleistungspreise deutlich stärker. Im Euroraum nahmen die Dienstleistungspreise um 3,1 Prozent zu, in Österreich hingegen sogar um 4,5 Prozent, getrieben von einer deutlich höheren Dynamik in Gastronomie, Hotellerie und in der Freizeitwirtschaft. Auch die Güterpreise steigen in Österreich bedingt durch die höheren Lohnkosten mittlerweile stärker als im Euroraum. Den entscheidenden Unterschied macht jedoch die Entwicklung der Energiepreise aus. Während die Energiepreise im Euroraum sanken und damit die Inflation dämpften, stiegen in Österreich die Energiepreise zuletzt um 7 Prozent im Jahresvergleich, bedingt durch den Wegfall der Strompreisbremse mit Beginn des Jahres.

 

In den kommenden Monaten sollte sich die Teuerung in Österreich etwas beruhigen, unterstützt durch eine Verlangsamung der Dienstleistungspreisdynamik und der Energiepreisinflation, gedämpft durch den niedrigen Ölpreis und den etwas stärkeren Euro. „Aufgrund der bisherigen Aufwärtsentwicklung erwarten wir im Jahresdurchschnitt 2025 mittlerweile einen Anstieg der Inflation auf 3,5 Prozent. 2026 sollte sich die Teuerung verringern. Mit durchschnittlich 2,4 Prozent wird die Inflation in Österreich jedoch erneut deutlich über dem Wert im Euroraum liegen, da unter anderem die Anhebung öffentlicher Gebühren den Rückgang einbremsen werden“, meint Pudschedl. Für den Euroraum erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria jeweils eine Inflationsrate von 2 Prozent. 

 


Keine Zinsbewegung bis Ende 2026 im Euroraum erwartet 


Die EZB hat erwartungsgemäß im September die Leitzinsen nicht weiter gesenkt. Die Inflation im Euroraum liegt am Zielwert von zwei Prozent, das Lohnwachstum schwächt sich ab und die Konjunktur hat die Belastung durch die US-Zölle bisher sogar besser als erwartet überstanden.

 

„Wir gehen davon aus, dass die EZB bis auf Weiteres keine Zinssenkungen mehr vornehmen wird. Der Einlagenzinssatz der EZB sollte daher bis Ende 2026 bei 2 Prozent liegen. Allerdings überwiegen die Abwärtsrisiken“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Während die EZB in der Warteschleife bleibt, dürfte die US-Notenbank Fed bis zum Jahresende 2025 eine Lockerung um 50 Basispunkte, beginnend bereits mit einem ersten Schritt nach der kommenden Sitzung am Mittwoch, umsetzen. Für 2026 erwarten wir noch vor Jahresmitte eine weitere Senkung des Leitzinssatzes um 25 Basispunkte. Da die Zinserwartungen der wichtigste Treiber für den Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar bleiben werden, ist eine anhaltende moderate Stärkung des Euros auf 1,20 USD per Ende 2025 und 1,23 per Ende 2026 zu erwarten.“  

In den Kategorien:

Die neuesten Nachrichten lesen

Alle Neuigkeiten ansehen

Suchen Sie etwas Anderes?

In unserem Informationszentrum finden Sie aktuelle Neuigkeiten, Downloads, Videos, Podcasts...

Zum Info Hub