- Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im September auf minus 2,2 Punkte, den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr
- Stimmungsverschlechterung in allen Wirtschaftssektoren, höherer Pessimismus bei Konsument:innen
- Trotz Konjunkturverlangsamung mit Herbstbeginn wird die österreichische Wirtschaft 2025 dank revidierter Vorjahresdaten mit 0,3 Prozent etwas stärker wachsen als bisher angenommen
- Gestützt auf die Inlandsnachfrage und einer stabileren Exportwirtschaft wird 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent möglich
- Nach durchschnittlich 7,5 Prozent 2025 sollte die Arbeitslosenquote 2026 sogar geringfügig auf 7,4 Prozent sinken, unterstützt durch den demografischen Wandel
- Kaum Inflationsberuhigung im weiteren Jahresverlauf 2025 zu erwarten, aber schlagartiger Rückgang der Inflation im Jahr 2026 , weil der Effekt des Endes der Strompreisbremse aus der Berechnung fällt
Mit Herbstbeginn hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich eingetrübt. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verringerte sich im September auf minus 2,2 Punkte, den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr. Der unbeständige Aufwärtstrend der Konjunktur seit Jahresbeginn hat wieder eine Delle bekommen“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Nachdem im Vormonat das Konjunkturbild bereits durchwachsener ausfiel, kam es mit Beginn des Herbsts in allen Wirtschaftssektoren zu einer Verschlechterung der Stimmung. Insbesondere in der heimischen Industrie und im Dienstleistungssektor nahmen die Konjunktursorgen deutlich zu. Zudem erhöhte sich die Unsicherheit der heimischen Konsument:innen erstmals seit einem halben Jahr wieder.“
Stimmungsrückfall auf breiter Ebene
Die Verringerung des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im September um 0,8 Punkte gegenüber dem Vormonat war der stärkste Rückschlag seit knapp zweieinhalb Jahren. Der Rückgang aller Komponenten des Indikators – erstmalig seit Ende 2024 – verweist auf eine Eintrübung der Konjunkturstimmung in Österreich auf breiter Basis. Dennoch sind die Einschätzungen der Wirtschaftstreibenden und Verbraucher:innen zu Beginn des Herbsts noch besser als rund um den Jahreswechsel 2024/25.
„Die hohen Inflationswerte der vergangenen Monate dürften eine große Rolle bei der Eintrübung der Konjunkturstimmung gespielt haben, speziell des Verbrauchervertrauens. Die Stimmung der heimischen Konsument:innen sank auf den tiefsten Wert seit sechs Monaten und trug am stärksten zum Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators bei“, so Bruckbauer.
Durch den Anstieg der Inflation auf Werte um 4 Prozent im Jahresvergleich haben die kräftigen nominellen Lohnsteigerungen des laufenden Jahres nicht mehr ausgereicht, um weiter reale Kaufkraftzuwächse zu erzielen. Dies hat auch die Stimmung im Dienstleistungssektor belastet, denn aufgrund einer nachlassenden Nachfrage konnten auch die hohen Kostenanstiege nur bedingt auf die Kundenpreise übergewälzt werden, was die Ertragssituation beeinträchtigte.
Auch in der Bauwirtschaft sorgte ein verhaltenes Neugeschäft für eine zurückhaltende Beurteilung der Konjunkturlage. Allerdings nahmen nur im Hochbau die Konjunktursorgen zu, während sich im Tiefbau und in den Nebengewerben die Stimmung leicht aufhellte.
In der Industrie sorgte die angespannte Wettbewerbslage durch hohe Kostenanstiege im Energie- und Personalbereich sowie der Gegenwind im Export durch die protektionistische Politik der USA erneut für eine Verschlechterung der Geschäftseinschätzung. Die Stimmung in der heimischen Industrie sank auf den tiefsten Wert des laufenden Jahres, obwohl das globale Exportumfeld eine gewisse Stabilisierungstendenz zeigte.
BIP-Revision führte zu Anhebung der Wachstumsprognose für 2025
Nach der jüngsten offiziellen Datenrevision ab 2023 wird ein leichter Anstieg des BIP im laufenden Jahr 2025 immer wahrscheinlicher. „Wir haben unsere Wachstumsprognose leicht von 0,1 Prozent auf 0,3 Prozent für 2025 angehoben“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Im ersten Halbjahr übertraf das BIP den Vergleichswert des Vorjahres um 0,3 Prozent. Die Eintrübung der Konjunkturstimmung mit Herbstbeginn lässt für die kommenden Monate ein Nachlassen des leichten Rückenwinds für die heimische Wirtschaft erwarten. Weiterhin wird jedoch die Inlandsnachfrage die Konjunktur unterstützen, während belastet durch die zollpolitischen Maßnahmen der USA der Außenhandel die Wirtschaftsentwicklung dämpfen dürfte.“
Auch 2026 wird ausschließlich die Inlandsnachfrage für ein Wachstum der österreichischen Wirtschaft sorgen. Allerdings wird sich die Unterstützung durch den privaten Konsum angesichts von Lohnerhöhungen unter der Inflationsentwicklung, wie in der Metallindustrie oder im öffentlichen Sektor, voraussichtlich weniger verstärken, als noch vor einiger Zeit zu erwarten gewesen war. Außerdem dürfte die Investitionsnachfrage vorerst weiter recht verhalten bleiben, belastet durch hohe Unsicherheiten in einem schwächelnden Nachfrageumfeld.
Auch ist angesichts voraussichtlich unveränderter Leitzinsen der EZB nicht mit einer weiteren Verbesserung der Finanzierungsbedingungen zu rechnen. Im Gegenteil, der hohe Finanzbedarf der öffentlichen Hand dürfte sogar für einen weiteren Anstieg der langfristigen Zinsen sorgen. Wachstumsimpulse vom Außenhandel sind auch 2026 nicht zu erwarten, da sich die protektionistische Politik ausgehend von den USA fortsetzen wird. Allerdings dürfte das Investitionsprogramm in Deutschland die heimische Exportwirtschaft zumindest geringfügig stützen, so dass der dämpfende Effekt des Außenhandels auf die heimische Konjunktur geringer als 2025 ausfallen sollte.
„Für 2026 haben wir im Vergleich zu unserer bisherigen Einschätzung vor allem aufgrund der jüngsten offiziellen Datenrevision unsere Wachstumsprognose um 0,1 Prozentpunkt nach unten angepasst. Mit 1,0 Prozent ist für 2026 jedoch weiterhin ein spürbar höheres Wirtschaftswachstum als 2025 zu erwarten, gestützt auf die Inlandsnachfrage und einer stabileren Entwicklung im Außenhandel“, meint Pudschedl.
Stabilisierung am Arbeitsmarkt trotz verhaltener Konjunktur
„Angesichts der schwachen Konjunktur wird sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten noch etwas verschlechtern, belastet vor allem von geringeren Personalerfordernissen in der Industrie. Die Dynamik in den Dienstleistungsbranchen angetrieben vor allem von den öffentlichen Bereichen wird zu gering bleiben, um dies zu kompensieren. Damit erwarten wir erst gegen Ende 2025 eine Stabilisierung am Arbeitsmarkt und mit der etwas günstigeren Konjunkturentwicklung für 2026 eine leichte Entspannung, die durch den nachlassenden Anstieg des Arbeitskräfteangebots unterstützt wird. Nach einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 7,5 Prozent 2025 könnte sich 2026 bereits wieder ein leichter Rückgang auf 7,4 Prozent einstellen“, so Pudschedl.
Inflation wird 2026 spürbar sinken, bleibt aber höher als im Euroraum
Bedingt durch das Auslaufen der Strompreispreisbremse, aber auch aufgrund stark steigender Lebensmittel- und Dienstleistungspreise ist die Teuerung in Österreich in den ersten neun Monaten 2025 auf durchschnittlich 3,4 Prozent gestiegen. Da sich der dämpfende Effekt der niedrigeren Ölpreise sowie des nachlassenden Auftriebs der Dienstleistungspreise nur langsam durchsetzt, ist in den letzten Monaten des laufenden Jahres nur eine geringfügige Verlangsamung der Teuerung gegenüber den Spitzenwerten von 4 Prozent und mehr im August und September zu erwarten, gebremst zudem durch die Anhebung öffentlicher Gebühren im Zuge der Budgetsanierungsmaßnahmen.
„Für 2025 gehen wir von einem Anstieg der Inflation auf durchschnittlich 3,5 Prozent aus. Mit Beginn des Jahres 2026 wird sich die Teuerung schlagartig verringern, da das Auslaufen der Strompreisebremse aus der Berechnung fällt. Zudem dürfte die Dienstleistungspreisdynamik angesichts der moderateren Lohnentwicklung geringer als 2025 ausfallen Auch niedrige Ölpreise und ein etwas stärkerer Euro sollten für eine Entlastung des Preisauftriebs sorgen. Wir gehen weiterhin von einem Rückgang der Teuerung im Jahresdurchschnitt 2026 auf 2,4 Prozent aus“, so Pudschedl. Damit wird die Inflation in Österreich jedoch erneut deutlich über dem Wert im Euroraum liegen, der von den Ökonomen der UniCredit Bank Austria mit 2 Prozent erwartet wird.