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Partielle Aufhellung des Branchenklimas aber keine allgemeine Entspannung

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UniCredit Bank Austria Branchenüberblick

Herstellende Firmen als Zahnrad
(c) AdobeStock
  • Ende der Rezession im ersten Quartal, doch die Konjunkturstimmung bleibt in den meisten Branchen in Österreich weiter angespannt
  • Die Industrie verzeichnet Wachstum zu Jahresbeginn, aber gestiegene Kosten und US-Zollpolitik sind große Herausforderungen
  • Leichte Belebung in der Bauwirtschaft zu Jahresbeginn, aber zurückhaltende Aussichten vor allem für den Hochbau
  • Der Dienstleistungssektor bleibt belastet durch die steigende Verunsicherung, trotz wiedergewonnener Kaufkraft der Konsument:innen
  • Positive Akzente im Handel zu Jahresbeginn dürften mit Gegenwind vom Arbeitsmarkt und Budgetsparpaket vorerst wieder nachlassen

 

Nach insgesamt acht Quartalen in Folge mit einem Rückgang des BIP wurde der Abwärtstrend der österreichischen Wirtschaft zu Beginn des Jahres 2025 unterbrochen. Die reale Wirtschaftsleistung stieg im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent. Trotz der ersten Aufwärtsbewegung seit zwei Jahren ist die wirtschaftliche Lage in Österreich nach wie vor sehr herausfordernd. Im Vergleich zum Vorjahr ging das BIP um 0,7 Prozent zurück.

 

„Der BIP-Anstieg im ersten Quartal ist einem überraschenden Wachstumscomeback der Industrie zu verdanken, während die Wertschöpfung der Bauwirtschaft leicht sank. Der Dienstleistungssektor stützte, wenn auch mit einem sehr uneinheitlichen Trend“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Vor allem die konsumnahen Bereiche, wie der Handel oder das Beherbergungs- und Gaststättengewerbe, schwächten sich ab. Die übrigen wirtschaftlichen Dienstleistungen hingegen expandierten im Einklang mit der Industrie.“

 

Trotz des BIP-Wachstums zu Jahresbeginn gelang der österreichischen Wirtschaft kein Befreiungsschlag. Ins zweite Quartal 2025 starteten die heimischen Unternehmen in der Mehrzahl mit zurückhaltenden Produktions- und Nachfrageerwartungen. Das Branchenklima ist aktuell in den meisten Sektoren trüb oder abkühlend. Vereinzelt gibt es jedoch Lichtblicke, vor allem in Industriesparten wie der Elektrotechnik oder der Kunststoffindustrie sowie mit Abstrichen in der KFZ-Industrie.

 

Die aktuellen Umfragewerte kündigen für die kommenden Monate eine verhaltene Wirtschaftsentwicklung an. Zwar haben sich die Anzeichen einer Aufhellung der Industriekonjunktur verstärkt, aufgrund der Unsicherheit durch die unberechenbare Zoll-Ankündigungspolitik der US-Regierung wie auch wegen der verringerten Wettbewerbsfähigkeit infolge der starken Kostenanstiege sind die Aussichten für die Industrie aber weiterhin gedämpft. In der Bauwirtschaft spricht die Auftragsentwicklung im Tiefbau für etwas Schwung, aber die Herausforderungen im Hochbau bleiben trotz nachlassendem Gegenwind groß. Im Dienstleistungssektor und im Handel hat die gestiegene Verunsicherung den Aufwärtstrend der vergangenen Monate unterbrochen. Der Sparkurs der Regierung und die andauernde Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt werden die ursprünglich erwarteten deutlichen Impulse, gestützt auf niedrigere Zinsen und gestiegene Kaufkraft, zumindest in den kommenden Monaten begrenzen.

 

„Die Industrie sollte in den kommenden Monaten trotz der großen Herausforderungen leicht positiv zur Wirtschaftsentwicklung in Österreich betragen können. Die Konjunktur am Bau dürfte in den kommenden Monaten zumindest stabil laufen. Dagegen scheint der Dienstleistungssektor die Erwartungen als spürbare Kraft einer wirtschaftlichen Erholung vorerst weniger erfüllen zu können“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Nach dem Aufwärtstrend des BIP zu Jahresbeginn ist unmittelbar eine erneute
Abschwächung der Wirtschaftsdynamik wahrscheinlich. Wir gehen jedoch davon aus, dass die österreichische Wirtschaft nicht erneut in eine Rezession abgleiten wird, dennoch ist im Gesamtjahr ein BIP-Rückgang von 0,2 Prozent zu erwarten.“

 

Industrieaufhellung trotz US-Zollankündigungen
In der Industrie endete im ersten Quartal die lange Rezessionsphase. Nach einem Minus um über 4 Prozent 2024 stieg die reale Produktion um ein Prozent im Jahresvergleich an (Önace: Herstellung von Waren). Während konsumnahe Bereiche wie die Nahrungsmittelerzeugung und die Pharmaindustrie ihren Wachstumskurs beschleunigt fortsetzen konnten, war die Trendwende vor allem einer Verbesserung in manchen Investitionsgüterindustrien bzw. baunahen Bereichen, wie der Holzindustrie, der chemischen Industrie und der Metallerzeugung zu verdanken. Auch die Kunststoffindustrie und die Herstellung von Kraftfahrzeugen drehten im ersten Quartal ins Plus. Weiter unter starkem Druck sind die Metallwarenerzeugung und der Maschinenbau sowie die besonders energieintensiven Branchen Papier- und Glaserzeugung.

 

„Angesichts anstehender Herausforderungen durch eine gesunkene Wettbewerbsfähigkeit, eine schwache Investitionskonjunktur sowie der US-Zollpolitik liegen die Produktionserwartungen weiter unter dem langjährigen Durchschnitt, haben sich jedoch unterstützt durch eine etwas günstigere Auftragslage zu Beginn des zweiten Quartals 2025 verbessert. Für die kommenden Monate gehen wir nur von begrenzten Wachstumsaussichten für die österreichische Industrie aus, mit den besten Chancen für die Elektrotechnik, die Kunststoffindustrie und weiterhin für die Lebensmittel- und Getränkeerzeugung. Auch für die KFZ-Herstellung haben sich die Wachstumschancen erhöht. Die Produktionserwartungen auf Jahressicht im Rahmen der Umfrage unter Österreichs Einkaufsmanagern lagen im Mai sogar deutlich im Bereich, der auf Wachstum hoffen lässt“, so Pudschedl.

 

Etwas bessere Aussichten am Bau
Im ersten Quartal 2025 stieg die Bauproduktion um über 3 Prozent real im Jahresvergleich an. Dabei zeigte sich weiterhin eine sehr unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Bereiche. Im Hochbau kam es zu einem weiteren Rückgang um über 3 Prozent. In einer spürbaren Gegenbewegung zum letztjährigen Einbruch stieg die Produktion im Tiefbau im ersten Quartal massiv an und lag um gut ein Drittel über dem Vorjahr. Auch in den vorbereitenden Baustellenarbeiten, Bauinstallationen und Ausbaugewerben zeigte sich im ersten Quartal 2025 eine deutliche Trendwende mit einem Produktionsanstieg von rund 4,5 Prozent.

 

Für fast ein Drittel der Unternehmer war im Mai der Mangel an Aufträgen das größte Produktionshindernis, zudem wieder mit leicht steigender Tendenz. In den aktuellen Umfragen zeigt sich dies in einer geringfügigen Verschlechterung der Auftragslage, die damit weiter geringer als im langjährigen Mittel ist. Die Einschätzung der Auftragslage hat sich bis Mai sowohl im Hoch- als auch Tiefbau gegenüber dem Jahreswechsel etwas verschlechtert. Dabei schätzen die Unternehmer die Situation im Tiefbau mittlerweile etwas ungünstiger ein als im Hochbau und den Ausbaugewerben.

 

„Der konjunkturelle Tiefpunkt am Bau scheint mittlerweile weitgehend überwunden. Aber für die kommenden Monate sind insgesamt betrachtet nur schwache Wachstumsimpulse auszumachen. Dabei scheinen die diesbezüglichen Aussichten im Tiefbau, die in den kommenden Monaten von knappen öffentlichen Budgets belastet sind, etwas ungünstiger. Auch im Hochbau bleibt die Lage angespannt, wenn auch mittlerweile das Licht am Ende des Tunnels etwas heller strahlt. Der Abbau diverser Fördermaßnahmen aus budgetären Gründen, zum Beispiel für Photovoltaik könnte den Ausbaugewerben in den kommenden Monaten jedoch zusetzen“, meint Pudschedl.

 

Nachlassender Rückenwind für den Dienstleistungssektor
In allen Dienstleistungssparten hat sich in den ersten Monaten 2025 die Umsatzentwicklung verlangsamt. Im Bereich Verkehr und Lagerei führte dies sogar zu einem erneuten Rückgang der realen Umsätze. Während Informations- und Kommunikationsdienstleistungen, der Finanz- und Versicherungssektor sowie das Grundstücks- und Wohnungswesen auch real expandieren konnten, kam es in der Werbung, bei baunahen Diensten, den Reisebüros und vor allem bei der Überlassung von Arbeitskräften zu Umsatzrückgängen. Im Beherbergungs- und Gaststättenwesen gingen trotz guter Auslastung und hoher Nächtigungszahlen die nominellen Umsatzzuwächse in den ersten Monaten 2025 zurück. Unter Berücksichtigung der Inflation ist von gesunkenen realen Umsätzen auszugehen, stärker in der Beherbergung als in der Gastronomie. Die Gästenachfrage ist zwar weiterhin hoch, doch kommt es preisbedingt zu einer Ausgabenzurückhaltung, die sich in der Umsatzentwicklung niederschlägt.

 

„Die Verbesserung des Branchenklimas in der zweiten Jahreshälfte 2024 setzte sich zu Beginn 2025 etwas abgeschwächt und recht schwankend fort. Sowohl die Stimmung im Sektor als auch die Nachfrageerwartungen für die nächsten drei Monate liegen im Mai auf Jahreshöchstständen, jedoch weiter unter dem langjährigen Durchschnitt“, meint Pudschedl und ergänzt: „Der Rückenwind für den Dienstleistungssektor ist in den ersten Monaten des Jahres etwas abgeflaut. Neben der US-Zollpolitik verursachen das Sparbudget und zunehmende Sorgen um den Arbeitsplatz Unsicherheit, welche die positive Wirkung von niedrigeren Zinsen und der wiedergewonnenen Kaufkraft der Konsumenten dämpft. Der Dienstleistungssektor sollte zwar weiter auf Wachstumskurs bleiben, aber die Dynamik dürfte in den kommenden Monaten kaum zulegen können.“

 

Kurzlebiges deutliches Handelsplus zu Jahresbeginn
Der Einzelhandel profitierte zu Jahresbeginn 2025 von der gestiegenen Kaufkraft der Konsumenten mit Umsatzzuwächsen. Allerdings verlangsamte sich der Wachstumstrend im Verlauf des ersten Quartals, da die Verunsicherung der Konsumenten sich angesichts der neuerlich leicht gestiegenen Inflation und der geopolitischen Rahmenbedingungen wieder erhöhte und die hohe Sparneigung nicht mehr nachließ. In den ersten beiden Monaten stiegen die Einzelhandelsumsätze immerhin um fast 4 Prozent nominell und 1,9 Prozent real im Jahresvergleich (saisonbereinigt). Insbesondere der Lebensmittelhandel und der Handel mit Haushaltselektronik konnten 2025 bisher das solide Umsatzwachstum des Vorjahres fortsetzen. Die Geschäftserwartungen haben sich zu Beginn des zweiten Quartals 2025 wieder etwas verschlechtert. Die erratischen Zoll-Ankündigungen der US-Politik belasten die Konjunkturstimmung, so dass trotz steigender Kaufkraft in den kommenden Monaten mit einer durchwachsenen Entwicklung im Einzelhandel gerechnet werden muss.

 

Auch der KFZ-Handel (inkl. Werkstätten) startete mit Rückenwind ins Jahr 2025, der jedoch rasch abflaute. In den ersten beiden Monaten lagen die durchschnittlichen Umsätze real sogar um über 3 Prozent unter dem Vorjahr. Dabei zeigte sich im KFZ-Handel und in den Werkstätten eine weitgehend ähnliche Umsatzentwicklung. Gegen Ende des ersten Quartals 2025 haben sich die Geschäftserwartungen der Branche zu verbessern begonnen und sind zu Beginn des zweiten Quartals sogar wieder in den optimistischen Bereich gestiegen. Das Neuwagengeschäft hat mittlerweile kräftig angezogen. Die Markteinführung neuer Modelle sowie die günstigeren Rahmenbedingungen durch gesunkene Finanzierungskosten und die höhere Kaufkraft der Konsumenten dürfte die positive Entwicklung im PKW-Handel in den kommenden Monaten fortsetzen.

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