- UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im April auf minus 2,9 Punkte
- Das gesunkenes Konsumentenvertrauen trübte im April die Stimmung im Dienstleistungssektor, während der Pessimismus am Bau und in der Industrie trotz US-Zollankündigungen etwas nachließ
- Trotz leichtem Wachstum im ersten Quartal: Dritter Rückgang des BIP in Folge im Gesamtjahr 2025 um 0,2 Prozent erwartet. Erst 2026 dürfte das BIP um 1,1 Prozent zunehmen
- Anstieg der Arbeitslosenquote 2025 auf 7,5 Prozent erwartet, keine Verbesserung für 2026 in Sicht
- Energiepreisentwicklung sollte weiteren Rückgang der Inflation unterstützen
- Weitere Leitzinssenkungen der EZB um jeweils 25 Basispunkte für Juni und September erwartet
Die Konjunkturstimmung hat sich zu Beginn des zweiten Quartals in Österreich wieder eingetrübt. „Nach dem leichten Verbesserungstrend seit dem Jahresbeginn sank der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im April auf minus 2,9 Punkte“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die österreichische Wirtschaft dürfte im ersten Quartal leicht gewachsen sein. Damit hat die Phase mit acht negativen Quartalen in Folge geendet. Die aktuellen Wirtschafts- und Stimmungsindikatoren sprechen vorerst jedoch nicht für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Das positive BIP-Ergebnis im ersten Quartal war kein Befreiungsschlag. Angesichts der bestehenden Herausforderungen wird sich erst in den kommenden Monaten erweisen, ob die Rezession der österreichischen Wirtschaft geendet oder nur eine Pause eingelegt hat.“
Stimmung im Dienstleistungssektor zieht Konjunkturindikator nach unten
Bestimmend für die Verschlechterung der Konjunkturstimmung in Österreich mit Beginn des zweiten Quartals war der Einbruch des Konsumentenvertrauens, der sich auf die Stimmung im Dienstleistungssektor niederschlug. Während die gestiegene Kaufkraft durch Reallohnzuwächse weiterhin kaum wahrgenommen wird, hat sich die Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt, die Verunsicherung durch Zollankündigungen der US-Regierung, aber wohl auch die bevorstehenden Budgetsanierungsmaßnahmen in Österreich negativ auf die Stimmung der Konsumenten ausgewirkt. Die Geschäftserwartungen vieler Dienstleistungsbranchen, insbesondere im Finanzwesen, der Werbung und den Verkehrs- und Lagerdienstleistungen wurden dadurch belastet.
„Während sich im Dienstleistungssektor die Stimmung zu Beginn des zweiten Quartals deutlich verschlechterte, verbesserte sich in der Bauwirtschaft und in der Industrie die aktuelle Einschätzung geringfügig. Der Stimmungsanstieg in der heimischen Industrie überrascht angesichts der Zollankündigungen der US-Regierung und der anhaltenden Verschlechterung des Exportumfelds. Die mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator für die internationale Industriestimmung ging im April weiter zurück. Somit könnte die Stimmungsaufhellung der heimischen Industriebetriebe nur von kurzer Dauer sein, zumal die Geschäftserwartungen im April bereits wieder ungünstiger eingeschätzt wurden“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die Stimmungsverbesserung in der heimischen Bauwirtschaft scheint dagegen nachhaltiger zu sein. Die Auftragsentwicklung hat sich im Hoch- und vor allem im Tiefbau verbessert und schürt die Hoffnung auf eine zumindest moderate Wachstumsphase.
Anstieg des BIP erst 2026 zu erwarten
Zwar hat die Rezession in Österreich im ersten Quartal 2025 zumindest ausgesetzt, doch eine anhaltende Verbesserung der Konjunktur in den kommenden Monaten ist nicht in Sicht. Die aktuelle Verschlechterung des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators macht eine erneute Abschwächung der Wirtschaftsdynamik nach dem Aufwärtstrend zu Jahresbeginn sogar wahrscheinlich, zumal die angekündigten US-Zölle eine hohe Belastung für die heimische Wirtschaft darstellen würden.
„Wir sind optimistisch, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten in den kommenden Monaten wieder nachlassen werden. Gestützt auf die gestiegene Kaufkraft der Konsumenten und die niedrigen Zinsen gehen wir davon aus, dass sich über die Inlandsnachfrage die Stabilisierung der Konjunktur fortsetzt und die österreichische Wirtschaft nicht erneut in eine Rezession abgleitet“, meint Pudschedl und ergänzt: „Allerdings bleibt die Wirtschaftslage sehr herausfordernd, zumal keine budgetären Spielräume für fiskalpolitische Unterstützungsmaßnahmen bestehen. Trotz unterjähriger geringer Wachstumsraten ist für das Gesamtjahr 2025 zum dritten Mal in Folge ein Minus der Wirtschaftsleistung zu erwarten, mit -0,2 Prozent jedoch deutlich geringer als in den Vorjahren.“
Für 2026 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria immerhin ein moderates Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent für Österreich. Zum einen sollte der private Konsum durch die Normalisierung der Inflation und durch das Abflauen der hohen Sparneigung weiter an Stärke gewinnen. Zum anderen sollte die Investitionstätigkeit durch niedrige Zinsen sowie durch Streueffekte der expansiven Fiskalpolitik in Deutschland zulegen können. Darüber hinaus sollte die Exportwirtschaft die zusätzlichen Belastungen durch die US-Zollpolitik weitgehend überwunden haben und zumindest die Wirtschaftsdynamik nicht dämpfen.
Herausforderungen am Arbeitsmarkt nehmen weiter zu
Im April ist die Arbeitslosenquote auf 7,5 Prozent saisonbereinigt gestiegen und hat damit den höchsten Wert seit Sommer 2021 erreicht. Der Aufwärtstrend wird angesichts der schwachen Konjunktur und der schwierigen Rahmenbedingungen vor allem für die Exportwirtschaft noch weiter anhalten. Die Anzahl der Arbeitssuchenden wird 2025 um rund 8 Prozent höher liegen als im Vorjahr, während die Beschäftigung voraussichtlich stagnieren wird. „Im Jahresdurchschnitt 2025 erwarten wir eine Arbeitslosenquote von durchschnittlich 7,5 Prozent. Erst im Jahr 2026 dürfte sich die Lage am Arbeitsmarkt stabilisieren, sodass die Arbeitslosenquote nicht mehr weiter steigen dürfte“, meint Pudschedl.
Inflation hartnäckig, aber tendenziell sinkend
Die Inflation stieg in den ersten vier Monaten des Jahres auf durchschnittlich 3,1 Prozent, angeheizt von einer hohen Dynamik der Dienstleistungspreise. Getragen von den Energiepreisen sollte sich in den kommenden Monaten wieder ein rückläufiger Inflationstrend durchsetzen. Der deutliche Rückgang der Rohölpreise auf unter 60 Euro pro Barrel und damit rund 25 Prozent unter das Niveau des Vorjahrs wurde durch die Abschwächung des US-Dollars unterstützt und wird in den kommenden Monaten die Teuerung in Österreich dämpfen. Allerdings wird der Inflationsrückgang durch den hartnäckigen Anstieg der Dienstleistungspreise infolge der hohen Lohnkostendynamik sowie einer guten Nachfrage in einigen Branchen, wie dem Beherbergungsgewerbe, verlangsamt werden. Zudem hat der bislang dämpfende Effekt durch eine sinkende Güterpreisinflation geendet.
„Wir erwarten einen Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 2,5 Prozent im Gesamtjahr 2025. Während wir von keinen spürbaren Auswirkungen auf die Güterpreisinflation durch mögliche Zollmaßnahmen auf US-Importe ausgehen, könnte eine stärkere Fokussierung Chinas auf den europäischen Absatzmarkt sogar preisdämpfende Effekte auslösen. Allerdings hat sich das Risiko eines langsameren Inflationsrückgangs aufgrund einer hartnäckigen Dienstleistungspreisinflation in den vergangenen Wochen erhöht“, meint Pudschedl. Für 2026 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria weiterhin eine Inflationsrate von durchschnittlich 1,9 Prozent.
EZB wird Leitzinsen voraussichtlich leicht unter neutrales Niveau senken
Mit durchschnittlich 2,3 Prozent in den ersten vier Monaten liegt die Inflation im Euroraum deutlich unter jener in Österreich und weist zudem eine stabile rückläufige Tendenz auf. Da die Teuerung im Euroraum damit dem Zielwert zustrebt, hat die EZB im April die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte gesenkt.
„Aufgrund der Abwärtsrisiken für die Konjunktur durch die US-Zollpolitik dürften sich die Lockerung der Geldpolitik im Euroraum noch fortsetzen. Wir rechnen mit einer weiteren Senkung um 25 Basispunkte bei der nächsten EZB-Sitzung im Juni. Mit einer letzten Senkung im September sollte der aktuelle Zinssenkungszyklus abgeschlossen sein und der Einlagenzins mit 1,75 Prozent seinen Tiefpunkt erreicht haben. Für 2026 gehen wir von einer Seitwärtsbewegung der Leitzinsen aus. Aufgrund möglicher Wachstums- und Inflationsimpulse durch höhere Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben in der EU wird die EZB eine abwartende Haltung einnehmen,“ meint Bruckbauer abschließend.