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Österreichs Industrie startet optimistisch in die zweite Jahreshälfte

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UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli

KIBild: Personen befinden sich auf Zahnrädern und symbolisieren Arbeitsprozesse
(c) AdobeStock
  • Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Juli auf 48,2 Punkte
  • Leichte Ausweitung der Produktion trotz rückläufigem Neugeschäft
  • Das Tempo des Beschäftigtenabbaus ließ im Juli etwas nach
  • Die schwache Nachfrage zwang zu Preisnachlässen trotz gestiegener Kosten
  • Zollabkommen mit den USA schafft Klarheit für exportorientierte Industrie
  • Optimismus deutlich gestiegen: Der Index der Produktionserwartungen auf Jahressicht stieg im Juli auf 59,5 Punkte, den höchsten Wert seit dreieinhalb Jahren

 

Trotz der hohen Verunsicherung für die Exportwirtschaft aufgrund der US-Zollpolitik hat sich die Industriekonjunktur in Österreich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 etwas aufgehellt und damit den zu Jahresbeginn begonnenen Verbesserungstrend wieder fortgesetzt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Juli auf 48,2 Punkte. Die fragile konjunkturelle Lage der heimischen Industrie hielt damit jedoch an. Seit exakt drei Jahren unterschreitet der Indikator die Neutralitätslinie von 50 Punkten“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Mit dem leichten Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli hat sich der Rückstand zur europäischen Industrie wieder etwas verringert. „Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum stieg im Juli auf 49,8 Punkte. Der positive Trend war vor allem der anhaltend günstigen Entwicklung in Deutschland zu verdanken. Gestützt auf die Erwartung steigender Staatsausgaben und verbesserter Investitionsbedingungen setzte sich die Aufwärtsbewegung des Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie in Deutschland auf 49,2 Punkte fort“, meint Bruckbauer.

 

Mit der Verbesserung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex verstärkten sich die Anzeichen für eine Erholung der Industrie in Österreich. „Fast alle Teilkomponenten des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndizes haben im Juli zum Anstieg um 1,2 Punkte gegenüber dem Vormonat beigetragen. Die Produktionsleistung wurde sogar leicht ausgeweitet, während sich die Auftragsrückgänge deutlich verminderten. Der Jobabbau verlangsamte sich. Aber steigende Kosten im Einkauf in einem von Preisnachlässen im Verkauf geprägten noch schwachen Nachfrageumfeld, belastete die Ertragslage der Betriebe im Juli“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.

Produktionsindex im Juli wieder über 50 Punkten

Die Abschwächung der Nachfrage nach österreichischen Industrieerzeugnissen im In- und Ausland setzte sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 fort. Die Schwäche der Bauwirtschaft und eine abwartende Haltung von Kunden angesichts hoher Unsicherheiten bremsten das Neugeschäft. Allerdings verlangsamte sich das Tempo des Auftragsrückgangs im Juli deutlich. Der Index für das Neugeschäft stieg auf 46,2 Punkte. Auch die Nachfrage aus dem Ausland verringerte sich im Juli deutlich langsamer als im Vormonat.

 

„Die Hoffnung auf ein tragbares Zollabkommen mit den USA und eine langsam zunehmende Investitionsbereitschaft verlangsamten den Rückgang der Auftragseingänge aus dem In- und dem Ausland und lösten im Juli sogar einen leichten Anstieg der Produktion in den österreichischen Industriebetrieben aus. Mit 50,5 Punkten wurde die Neutralitätsgrenze zwar nur knapp überschritten, aber der beste Wert seit Mai 2022 erreicht“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Beschäftigungsrückgang verlangsamte sich im Juli

Aufgrund der leichten Verbesserung der Industriekonjunktur, gekennzeichnet durch einen geringfügigen Anstieg der Produktionsmenge und einer Verlangsamung der Auftragsrückgänge, haben die österreichischen Industriebetriebe im Juli auch beim Abbau der Beschäftigung einen Gang zurückgeschaltet. Der Beschäftigtenindex stieg auf 45,8 Punkte.

 

Trotz einer Verlangsamung erfolgte die Anpassung der Personalkapazitäten an die Produktionserfordernisse auch im Juli mit hohem Tempo. Seit etwa zweieinhalb Jahren sinkt in der österreichischen Industrie der Beschäftigtenstand. In diesem Zeitraum gingen von rund 650.000 Jobs in der Herstellung von Waren etwa 25.000 verloren. Die relativ stärkste Verringerung des Beschäftigtenstands erfolgte in der Bekleidungs- und Textilindustrie sowie in der KFZ-Herstellung. Auch in der Metallerzeugung, und in der Glasherstellung ging der Personalstand überdurchschnittlich stark zurück. In absoluten Zahlen war der Verlust an Jobs in der Metallerzeugung, in der rund 10 Prozent der Industriebeschäftigten tätig sind, mit über 7.000 Personen am stärksten. Nur in der Lebensmittel- und der Pharmaindustrie kam es in diesem Zeitraum zu einem nennenswerten Personalaufbau.

 

Die Arbeitslosenquote in der verarbeitenden Industrie in Österreich stieg seit Jahresbeginn 2025 um 0,5 Prozentpunkte auf saisonbereinigt 4,5 Prozent. „Von der Verbesserung der Industriekonjunktur wird am Arbeitsmarkt vorerst noch nicht zu spüren sein. In den kommenden Monaten ist von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends der Arbeitslosenquote im Sektor auszugehen. Nach durchschnittlich 4,0 Prozent im Jahr 2024 dürfte die Arbeitslosenquote 2025 auf 4,6 Prozent steigen“, so Pudschedl und ergänzt: „Damit wird trotz einer höheren Dynamik die Arbeitslosenquote in der Industrie 2025 jedoch deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft mit 7,5 Prozent bleiben.“

Anstieg der Einkaufspreise belastet Ertragslage

Die gegensätzliche Entwicklung der Ein- und Verkaufspreise im Juli haben die Kosten- und Ertragssituation der heimischen Industriebetriebe im Durchschnitt belastet. Nach drei recht stabilen Monaten stiegen die Kosten geschürt unter anderem durch höhere Elektrizitätspreise und Personalkosten deutlich an. „Der Kostenanstieg fiel im Juli recht kräftig aus. Dagegen gingen die Verkaufspreise sogar noch etwas stärker als im Vormonat zurück. Angesichts der schwächelnden Nachfrage war die Preisdurchsetzungskraft der Betriebe beschränkt. Zudem erfolgten Preisanpassungen im Export infolge des stärkeren Euros“, meint Pudschedl. Seit Mitte 2024 weisen die Preistrends fast durchgehend auf eine Verschlechterung der Ertragslage der heimischen Betriebe hin. Das Indexverhältnis aus Einkaufs- und Abgabepreis war im Juli das ungünstigste des laufenden Jahres.

Kostenbewusstes Lagermanagement

Die Bemühungen zur Reduktion der Kostenbelastung in der Lagerhaltung wurden im Juli weiter verstärkt. Die Bestände an Vormaterialien und Rohstoffen gingen sogar mit einem noch etwas höherem Tempo als im Vormonat zurück. Der entsprechende Index sank auf 46,0 Punkte.

 

„Der Rückgang der Bestände in den Verkaufslagern setzte sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte fort, verlangsamte sich jedoch gegenüber dem Vormonat deutlich. Wie schon in den vergangenen drei Jahren erfolgte der Abbau der Fertigwarenlager im Juli spürbar langsamer als die Verringerung der Bestände an Vormaterialien. Die Bemühungen zur Senkung der Lagerkosten werden durch gut gefüllte Lager und die anhaltend schwache Nachfrage erschwert“, meint Pudschedl.

Die heimische Industrie ist so optimistisch wie zuletzt zu Beginn 2022

Die Anzeichen einer Aufhellung der Industriekonjunktur verstärkten sich im Juli, getragen vom nachlassenden Rückgang der Neuaufträge und der leicht gestiegenen Produktionsleistung. Die Verringerung der Auftragsrückstände signalisierte weiter bestehende Überkapazitäten in der heimischen Industrie, die sich im fortgesetzten Personalabbau niederschlagen und die Aussicht auf eine unmittelbar einsetzende stabile und kräftige Erholung begrenzen. Die Verbesserungstendenz der Industriekonjunktur setzte sich jedoch fort, wie auch das etwas günstigere Indexverhältnis zwischen den Neuaufträgen und den Lagerbeständen verdeutlicht. Allerdings können die einlangenden Aufträge bei aktuellem Stand in den Auslieferungslagern auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden und machen somit vorerst keine nachhaltige Ausweitung notwendig.

 

„Die Stimmung in der heimischen Industrie hat sich trotz der Verunsicherung durch die US-Zollpolitik und der anhaltenden geopolitischen Herausforderungen spürbar verbessert. Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten stieg auf 59,5 Punkte. Damit schätzen die österreichischen Industriebetriebe die Geschäftsaussichten so günstig ein, wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Industriekonjunktur scheint in Österreich allmählich wieder Fuß zu fassen, begünstigt durch ein freundlicheres europäisches Umfeld. Zudem sorgt die kürzliche Einigung auf ein Zollabkommen mit den USA zumindest für Klarheit im Außenhandel. Obwohl die österreichische Industrie im globalen Wettbewerb durch eine hohe Kostendynamik besonders hohen Herausforderungen gegenübersteht, sollte nach zwei Jahren mit Einbußen die Industrieproduktion 2025 wieder leicht zulegen können. Wir erwarten einen Anstieg um bis zu 1,5 Prozent real im Jahresdurchschnitt.“

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