- Minimaler Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Juni auf minus 2,1 Punkte
- Stimmungsverschlechterung im Dienstleistungssektor und in der heimischen Industrie trotz etwas günstigerem Exportumfeld
- Nach Konjunkturstabilisierung 2025 sollte die Inlandsnachfrage 2026 ein moderates Wirtschaftswachstum um 1,1 Prozent ermöglichen
- 30 Prozent Zoll auf österreichische Exporte in die USA würde das BIP um 0,4 Prozentpunkte verringern und 15.000 Arbeitsplätze kosten
- Der Anstieg der Arbeitslosenquote wird sich in zweiter Jahreshälfte verlangsamen und 2026 auslaufen: Nach 7,5 Prozent 2025 ist auch für 2026 eine Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent zu erwarten
- Die Dienstleistungsteuerung bleibt hartnäckig: Inflation wird in Österreich im Jahresdurchschnitt 2025 auf Vorjahresniveau von 2,9 Prozent verharren. Erst für 2026 ist ein Rückgang auf 2,1 Prozent in Sicht
Die Konjunkturstimmung zeigte zur Jahresmitte anhaltende Stabilisierungstendenz in Österreich. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank gegenüber dem Vormonat nur minimal auf minus 2,1 Punkte, den abgesehen vom Mai besten Wert des laufenden Jahres“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die österreichische Wirtschaft hat zwar die Rezession hinter sich gelassen, ist jedoch ohne klare Wachstumssignale nur in eine Stagnationsphase eingetreten. Im Verlauf der zweiten Jahreshälfte sollte die Konjunktur durch Impulse der Inlandsnachfrage jedoch die Stagnation überwinden können, ein kräftiger Aufwärtstrend zeichnet sich jedoch angesichts der bestehenden Herausforderungen noch nicht ab.“
Kaum entspannt in die zweite Jahreshälfte
Der leichte Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators war im Juni zu einem großen Teil der geringfügigen Eintrübung der Stimmung im Dienstleistungssektor sowie in der heimischen Industrie geschuldet. Die Kaufkraftzuwächse haben mittlerweile begonnen dem Konsum etwas Rückenwind zu verleihen. Aber die hartnäckige Teuerung der Dienstleistungspreise und zunehmend Sorgen um den Arbeitsplatz dämpfen die Kauflust der heimischen Konsument:innen, was die Geschäftseinschätzung im Dienstleistungssektor im Juni belastete, obwohl die Verbraucherstimmung fast unverändert blieb. Aufgrund der rückläufigen Aufträge aus dem Ausland und der Verunsicherung durch die US-Zollpolitik und eines bislang fehlenden Abkommens der EU mit den USA verschlechterte sich auch die Stimmung in den heimischen Industriebetrieben gegen Jahresmitte erneut. Die Konjunktursorgen nahmen aufgrund der Auftragsflaute in Kombination mit Einbußen bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch die vergleichsweise hohen Lohn- und Energiekosten etwas zu. Im Gegensatz dazu verbesserte sich das internationale Exportumfeld für die Industrie im Juni leicht. Der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator für die globale Industriestimmung stieg jedoch nur auf ein 3-Monatshoch, denn die ungünstige Entwicklung in den europäischen Absatzmärkten belastete. Nach dem Stimmungsrückschlag im Vormonat kam es am Bau wieder zu einer leichten Stimmungsverbesserung.
„Die Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor und in der Industrie konnte durch die leichte Verbesserung am Bau nicht kompensiert werden, was insgesamt einen leichten Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Juni verursachte“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Stimmung war Mitte des Jahres in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft weiter im pessimistischen Bereich, zum Teil sogar erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in der Industrie und am Bau in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum. Nur im Dienstleistungssektor ist der Pessimismus in Österreich gestützt auf positive Teilbereiche wie den Tourismus weniger stark ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt.“
Nur wenige Bewegung in der zweiten Jahreshälfte, aber Aussicht auf moderates Wachstum 2026
Die Beruhigung der Inflation und die Lockerung der Geldpolitik durch die EZB haben trotz der geopolitischen Herausforderungen und der Verunsicherung durch die US-Zollpolitik zu einer Stabilisierung der Konjunkturlage in Österreich geführt.
„Wir gehen davon aus, dass sich der schwankende Verbesserungstrend der Konjunkturstimmung in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Zum einen sollte die gestiegene Kaufkraft von den Konsument:innen stärker wahrgenommen werden. Zum anderen werden die deutlichen Leitzinssenkungen der EZB auf die Investitionsbereitschaft durchschlagen. Allerdings dürfte sich die große Verunsicherung unter den heimischen Konsument:innen und Unternehmen, die sich in einer hohen Sparquote sowie in der Aufschiebung bzw. Streichung von Investitionen niedergeschlagen hat, voraussichtlich nur langsam abbauen, zumal die Konsolidierungsbestrebungen im öffentlichen Haushalt hier entgegenwirken könnten“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird entscheidend von der Inlandsnachfrage abhängen. „Wir erwarten, dass in der zweiten Jahreshälfte die Wirtschaftsflaute durch eine weitere Belebung des Konsums und auch der Investitionen schrittweise überwunden werden kann. Allerdings wird die österreichische Wirtschaft voraussichtlich nur sehr langsam an Fahrt gewinnen. Nach zwei Jahren mit einer rückläufigen BIP-Entwicklung sollte sich jedoch 2025 zumindest ein Plus von 0,1 Prozent einstellen. Unter den günstigeren Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage ist für 2026 ein moderates Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent möglich“, meint Pudschedl.
Eine maßgebliche Unterstützung der heimischen Wirtschaft durch die Auslandsnachfrage kann nicht erwartet werden. Dem steht zum einen die gesunkene preisliche Wettbewerbsfähigkeit und zum anderen die protektionistische Handelspolitik ausgehend von den USA im Wege. „Die jüngste Ankündigung eines Zolltarifs von 30 Prozent auf alle US-Importe aus der EU und damit auch aus Österreich würde die österreichische Wirtschaftsleistung voraussichtlich um 0,4 Prozentpunkte belasten und rund 15.000 Arbeitsplätze kosten“, schätzt Bruckbauer. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen in ihrer derzeitigen Prognose vorläufig noch von einer Zollhöhe von 20 Prozent aus.
Herausforderungen am Arbeitsmarkt halten noch an
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt steht weiter unter dem Eindruck der schwachen Konjunktur. Der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote, der im Frühjahr 2023 begann, setzte sich bis Mitte 2025 fort. Nach durchschnittlich 7,0 Prozent im Vorjahr kletterte die Arbeitslosenquote bis Juni dieses Jahres auf saisonbereinigt 7,6 Prozent.
„Angesichts der schwachen Konjunktur wird sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten noch weiter verschlechtern, belastet vor allem von geringeren Personalerfordernissen in der Industrie. Die Dynamik in den Dienstleistungsbranchen wird zu gering bleiben, um dies zu kompensieren, aber der Anstieg der Arbeitslosenquote sollte sich in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen. Nach durchschnittlich 7,5 Prozent 2025, erwarten wir für 2026 eine Stabilisierung mit einer beginnenden sinkenden Tendenz in der zweiten Jahreshälfte. Die Arbeitslosenquote dürfte im kommenden Jahr erneut 7,5 Prozent betragen“, so Pudschedl.
Inflation weiterhin deutlich höher als im Euroraum
In der ersten Jahreshälfte 2025 hat die Inflation in Österreich durch das Auslaufen der Strompreisbremse, der Erhöhung der CO2-Bepreisung sowie durch inflationsbedingte tourliche Preisanpassungen einen Sprung nach oben auf durchschnittlich 3,1 Prozent gemacht.
„In den kommenden Monaten sollten schwächer werdende Zweitrundeneffekte im Dienstleistungssektor für eine Verlangsamung der Inflation sorgen. Auch der niedrigere Ölpreis und der etwas stärkere Euro dürften dies unterstützen. Allerdings wird der Kostendruck im Dienstleistungssektor weiter für eine überdurchschnittlich starke Teuerung im Servicesektor sorgen, zumal auch einige Gebührenanhebungen der öffentlichen Hand mit Beginn der zweiten Jahreshälfte anstehen“, meint Pudschedl und ergänzt: „Wir haben unsere Inflationsprognose von 2,5 auf 2,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 erhöht. Damit wird die Inflation voraussichtlich das Vorjahresniveau erreichen und der Inflationsaufschlag gegenüber dem Durchschnitt im Euroraum erhöht sich wieder deutlich.“ Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten für den Euroraum eine Inflation im Jahresdurchschnitt 2025 von 2,1 Prozent. Seit 2009 übersteigt die Inflation in Österreich jene im Euroraum und der Aufschlag erreicht mittlerweile kumuliert mehr als 10 Prozentpunkte.