- Das Stimmungstief zum Jahresausklang wurde zwar überwunden, der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator blieb aber trotz leichtem Anstieg im Jänner 2025 mit minus 2,6 Punkten im negativen Bereich
- Die Verbesserung wurde hauptsächlich vom Dienstleistungssektor und einem etwas aufgehellten Exportumfeld getragen
- Eine höhere Konsum- und Investitionsbereitschaft durch niedrigere Inflation bzw. Zinsen sollten im Verlauf des Jahres die Inlandsnachfrage zur treibenden Kraft einer leichten Erholung machen
- Wir haben unsere BIP-Prognose für 2025 von 0,9 auf 0,3 Prozent gesenkt. Grund dafür sind ein geringerer statistischer Überhang und restriktive fiskalische Maßnahmen
- Trotz Gegenwind zu Jahresbeginn sollten auslaufende Zweitrundeneffekte den Rückgang der Teuerung von 2,9 Prozent 2024 auf 2,5 Prozent 2025 und weiter auf 1,9 Prozent 2026 ermöglichen
- Die Arbeitslosenquote wird 2025 auf durchschnittlich 7,3 Prozent steigen. Für 2026 ist noch keine Verbesserung zu erwarten
- Weitere Zinssenkungen der EZB bis unter das neutrale Niveau zu erwarten
Die Konjunkturstimmung in Österreich verbesserte sich zu Jahresbeginn leicht. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Jänner auf minus 2,6 Punkte, bleibt damit aber vorläufig auf sehr niedrigem Niveau“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Nach der Verschlechterung in der zweiten Jahreshälfte 2024, die in einem Jahrestiefstand im Dezember mündete, erholte sich die Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn wieder ein wenig.“ Zwar belasten die Probleme im Exportgeschäft weiterhin, doch die verbesserten Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage durch die niedrigere Inflation und die gesunkenen Zinsen werden für die Unternehmer und Konsumenten in Österreich stärker spürbar und führte zu einer leichten Verbesserung des Stimmungsbarometers. „Allerdings ist das Niveau des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators weiterhin niedrig und bewegt sich auf ähnlicher Höhe wie im Jahresdurchschnitt 2023 und 2024, beides Jahre, die einen BIP-Rückgang in Österreich um rund ein Prozent gebracht haben“, so Bruckbauer weiter.
Die Stimmung verbesserte sich zu Jahresbeginn in fast allen Wirtschaftssektoren geringfügig
Der Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators wurde zu Beginn 2025 von einer allgemeinen Verbesserung der Konjunkturstimmung getragen. Ausschließlich am Bau trübte sich die Stimmung im Jänner wieder etwas ein. Während sich die Lage bei den Ausbaugewerben stabil und im Tiefbau sogar deutlich verbessert zeigte, verursachte die mäßige Auftragsentwicklung im Hochbau zunehmend Sorgen. Begünstigt von einer leichten Verbesserung der globalen Industrienachfrage, insbesondere in einigen europäischen Absatzmärkten, ging der Pessimismus in der Verarbeitenden Industrie in Österreich etwas zurück, blieb aber im langjährigen Vergleich sehr hoch. Wie schon in den Vormonaten war die Lebensmittelproduktion zu Jahresbeginn die einzige Industriebranche, in der eine positive Konjunkturstimmung herrschte.
„Den größten Anteil am Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Jänner hatte die deutliche Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor. Neben dem Tourismus und dem Einzelhandel verspürten nun auch der Handel mit Kraftfahrzeugen sowie auch die Transportdienstleistungen mehr Rückenwind“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Insgesamt blieb die Stimmung im Dienstleistungssektor im Jänner jedoch noch unter dem langjährigen Durchschnitt, belastet von der unverändert hohen Verunsicherung der Verbraucher. Trotz hoher realer Lohnzuwächse übten sich die Konsumenten weiterhin in Kaufzurückhaltung und sparten in höherem Ausmaß als üblich.“
Die Konjunkturstimmung in Österreich hinkt weiter der europäischen hinterher. In allen Sektoren der heimischen Wirtschaft war die Lageeinschätzung ungünstiger als im Euroraum. Allerdings hat sich der Abstand im Vergleich zu den Vormonaten mittlerweile verringert. In der Industrie ist der Pessimismus in Österreich jedoch immer noch deutlich größer als im europäischen Durchschnitt.
Kleine Schritte aus der Stagnation
„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Der leichte Anstieg der Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn 2025 ist erfreulich, aber die Anzeichen für ein rasches Ende der Wachstumsschwäche der österreichischen Wirtschaft sind derzeit nicht zu sehen. Wir bleiben jedoch weiterhin optimistisch, dass sich die Verbesserung der Rahmenbedingungen über die Inlandsnachfrage im Verlauf des Jahres zunehmend positiv niederschlagen wird und Österreich ein drittes Rezessionsjahr erspart bleibt. Allerdings werden zum einen der gestiegene Protektionismus im Außenhandel und andererseits eine restriktive Fiskalpolitik die Wachstumsaussichten begrenzen. Wir haben unsere BIP-Prognose für 2025 von 0,9 Prozent auf 0,3 Prozent reduziert.“
Die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich wird 2025 ganz entscheidend davon abhängig sein, wie rasch und wie stark sich die Beruhigung der Inflation und die weitere Lockerung der Geldpolitik auf die Dynamik von Konsum und Investitionen auswirken wird. Da die nominellen Lohnsteigerungen voraussichtlich erneut die Inflation übersteigen werden, wird die reale Kaufkraft weiter zunehmen und so werden im Verlauf des Jahres die Einbußen des Inflationsschocks endgültig ausgeglichen werden. In der Folge sollten die heimischen Konsumenten langsam ihre Kaufzurückhaltung ablegen. Allerdings werden die anhaltend hohe Verunsicherung, zunehmende Sorgen um den Arbeitsplatz sowie budgetäre Maßnahmen einer starken Belebung des Konsums entgegenwirken. Weitere Zinssenkungen der EZB sollten die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmer positiv beeinflussen, besonders im Baubereich. Einer deutlichen Stärkung der Investitionsdynamik steht jedoch vorerst der aktuell unterdurchschnittliche Auslastungsgrad der heimischen Wirtschaft sowie der Gegenwind im Exportgeschäft aufgrund einer verminderten Wettbewerbsposition sowie der Verschärfung des Protektionismus gegenüber.
Arbeitslosigkeit steigt weiter, aber nur moderat
Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche zeigt sich der Arbeitsmarkt in Österreich weiterhin relativ robust. Die Arbeitslosenquote betrug im Jänner saisonbereinigt 7,2 Prozent mit leichter Aufwärtstendenz. „Der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wird sich voraussichtlich bis ins Jahr 2026 fortsetzen, jedoch überschaubar bleiben. Nach durchschnittlich 7,2 Prozent im Jahr 2024 gehen wir für 2025 von einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent aus, die sich 2026 auf diesem Niveau stabilisieren sollte“, so Pudschedl. Der verlangsamte Anstieg des Arbeitskräfteangebots bedingt durch das Ausscheiden der Baby-Boomer Generation aus dem Arbeitsprozess, die geringere Zuwanderung und die hohe Beliebtheit von Teilzeitarbeit werden einer starken Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt entgegenwirken.
Inflationsanstieg zu Jahresbeginn nur temporär
Nach den niedrigen Inflationswerten Ende 2024 kam es zu Jahresbeginn zu einem deutlichen Preisschub, ausgelöst durch das Auslaufen der Strompreisbremse, der Erhöhung der CO2-Bepreisung sowie tourlicher Preisanpassungen. Der Anstieg der Teuerung auf über 3 Prozent im Jahresvergleich fiel jedoch überraschend stark aus, wozu offenbar kostenbedingte Preiserhöhungen in einigen Dienstleistungsbereichen mit guter Nachfrageentwicklung beigetragen haben dürften. Nachdem die zweite Jahreshälfte 2024 von einer Angleichung geprägt gewesen war, weist Österreich damit erneut einen spürbaren Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum auf.
Allerdings sollten die Zweitrundeneffekte im Dienstleistungssektor sowie eine nachlassende Preissetzungskraft der Güterhersteller angesichts der schwachen Konjunktur in den kommenden Monaten für eine schrittweise Verlangsamung der Teuerung sorgen. „Aufgrund des überraschend starken Anstiegs der Inflation zu Jahresbeginn haben wir unsere Prognose für 2025 von durchschnittlich 2,2 auf 2,5 Prozent angehoben. Bedingt durch den weiter nachlassenden Preisdruck aus dem Dienstleistungssektor und unter der Annahme, dass es zu keinen Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten kommt, gehen wir für 2026 weiterhin von einer Teuerung von 1,9 Prozent aus“, so Pudschedl.
Weiter Leitzinssenkungen in der Pipeline
Die Europäische Zentralbank ist erwartungsgemäß mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte ins Jahr 2025 gestartet. „Wir rechnen angesichts der Beruhigung der Inflation mit einer Fortsetzung der Lockerung der Geldpolitik im Euroraum durch die EZB in den kommenden Monaten. Bis Ende 2025 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen um weitere 100 Basispunkte aus, sodass der Einlagenzins mit 1,75 Prozent sein Endniveau im laufenden Zinszyklus erreichen sollte“, meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Die Geldpolitik der EZB dürfte mit dem Absenken der Zinsen unter das neutrale Niveau von rund zwei Prozent damit leicht expansiv ausgerichtet werden. Die verhaltenen Konjunkturaussichten sowie die Belastungen für die europäische Wirtschaft durch die protektionistische Außenhandelspolitik der USA könnten die EZB nach unserer Einschätzung zu diesem Schritt veranlassen.“