- Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Juli auf minus 1,5 Punkte, den besten Wert seit zweieinhalb Jahren
- In allen Wirtschaftssektoren verbesserte sich die Stimmung, trotz unsicherem Exportumfeld
- Der leichte Rückenwind für die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte dürfte das BIP im Gesamtjahr 2025 noch ins Plus drehen
- Stärkere Inlandsnachfrage dürfte 2026 für Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent sorgen können.
- Die Belastungen am Arbeitsmarkt lassen nur langsam nach: Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent für 2025 und 2026 erwartet
- Die Preise für Dienstleistungen, Nahrungsmittel und Energie werden in der zweiten Jahreshälfte nur eine geringfügige Beruhigung der Teuerung zulassen. Inflation bleibt 2025 im Jahresdurchschnitt bei zumindest 2,9 Prozent
- Weitere Zinssenkung durch EZB wird immer unwahrscheinlicher
Die Wirtschaftslage in Österreich wird stabiler, die Anzeichen für eine Verbesserung der Konjunktur nehmen zu. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Juli auf minus 1,5 Punkte und erreichte damit den besten Wert seit zweieinhalb Jahren“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte hat sich die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft aufgehellt. Eine etwas verbesserte Auftragslage und höhere Produktions- bzw. Umsatzerwartungen verstärkten die Chance auf eine zumindest leichte Aufwärtsentwicklung der Konjunktur in den kommenden Monaten, gestützt auf Impulse durch die Inlandsnachfrage. Kräftige Wachstumssignale zeichnen sich jedoch angesichts der Unsicherheiten im Außenhandel noch nicht ab.“
Mit etwas besserer Stimmung in die zweite Jahreshälfte
Der relativ deutliche Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Juli war der verbesserten Lageeinschätzung in allen Wirtschaftssektoren zu verdanken. Den größten Anteil an der Verbesserung hatte die Aufhellung der Stimmung im Dienstleistungssektor, die jedoch immer noch knapp unter dem langjährigen Durchschnitt lag. Während die Finanz- und Immobilienbranche aber auch die Lagerlogistik und Transportgewerbe sowie Reisebüros mehr Rückenwind spürten, war die Entwicklung in der Beherbergung und Gastronomie von schwächerer Nachfrage und Personalproblemen belastet.
Die Konjunkturdynamik im Dienstleistungssektor wurde durch die dritte Stimmungsaufhellung der heimischen Konsument:innen in Folge unterstützt. Auch in der Bauwirtschaft beurteilten die Unternehmen die Konjunkturlage zu Beginn der zweiten Jahreshälfte zwar weiterhin als herausfordernd, jedoch erneut etwas günstiger als im Vormonat. Während sich im Hoch- und im Tiefbau die Stabilisierungstendenz angesichts zumindest ausreichender Auftragsbestände fortsetzte, gerieten die Neben- und Ausbaugewerbe jedoch etwas stärker unter Druck.
Das Zollabkommen mit den USA hat die Verunsicherung in der heimischen Industrie zumindest gemildert und zu einer leichten Stimmungsverbesserung beigetragen. Die Konjunktursorgen aufgrund einer schwachen Auftragsdynamik in Kombination mit Einbußen bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch die vergleichsweise hohen Lohn- und Energiekosten beließen die Unternehmenseinschätzungen jedoch weiter klar unter dem langjährigen Durchschnitt.
Während Konsumgüterbranchen wie die Lebensmittelindustrie die Auftragslage im Juli positiver einschätzten, nahmen für viele exportorientierte Bereiche, wie die KFZ-Herstellung, den Maschinenbau und die Metallbranchen die Belastungen zu. Das internationale Exportumfeld für die Industrie verschlechterte sich leicht. Der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator für die globale Industriestimmung sank im Juli geringfügig ab, gedämpft von der ungünstigeren Entwicklung in den CEE-Märkten, den asiatischen Exportdestinationen sowie den USA.
„Die Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor, am Bau und in der heimischen Industrie führte zu Beginn der zweiten Jahreshälfte zu einer Aufhellung der Konjunktureinschätzung in Österreich, trotz einer Verschlechterung des Exportumfelds“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Allerdings war die Stimmung im Juli in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft weiter im pessimistischen Bereich, zum Teil sogar erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in der Industrie und am Bau in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum. Nur im Dienstleistungssektor war der Pessimismus in Österreich sogar den dritten Monat in Folge weniger stark ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt.“
Etwas Bewegung in der zweiten Jahreshälfte, mehr Schwung erst 2026 zu erwarten
Das BIP unterschritt in der ersten Jahreshälfte 2025 den Vergleichswert des Vorjahres um 0,2 Prozent. Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator lässt für die kommenden Monate etwas Rückenwind für die heimische Wirtschaft erwarten. Dafür wird in der zweiten Jahreshälfte die Inlandsnachfrage sorgen, die sich schrittweise verstärken sollte. Zum einen dürfte die gestiegene Kaufkraft von den Konsument:innen stärker wahrgenommen werden. Zum anderen werden die Leitzinssenkungen der EZB positiv auf die Investitionsbereitschaft durchschlagen.
„Wir erwarten, dass in der zweiten Jahreshälfte die Konjunktur durch eine weitere Belebung des Konsums und auch der Investitionen stärker in Schwung kommt. Allerdings werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Belastet durch die zollpolitischen Maßnahmen der USA wird die Exportwirtschaft die Wirtschaftsentwicklung dämpfen. Wir gehen weiterhin von einem leichten Plus von 0,1 Prozent im Gesamtjahr 2025 aus. Unter den günstigeren Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage ist für 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent möglich“, meint Pudschedl.
Verschlechterung am Arbeitsmarkt verliert an Tempo
Angesichts der schwachen Konjunktur hat sich die Lage am Arbeitsmarkt in den ersten sieben Monaten 2025 im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,5 Prozentpunkte auf durchschnittlich 7,4 Prozent. Dahinter steht ein Anstieg der Anzahl der Arbeitssuchenden um knapp 23.000 Personen. Das Beschäftigungsplus von 0,2 Prozent bzw. mehr als 7.500 Personen reichte nicht aus, um das weiter steigende Arbeitskräfteangebot auszugleichen. Die saisonbereinigten Daten zeigen, dass sich seit dem Frühjahr das Tempo der Verschlechterung am Arbeitsmarkt verlangsamt. Die Beschäftigung steigt leicht und die Zunahme der Anzahl der Arbeitssuchenden geht im Monatsvergleich zurück. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote lag im Juli bei 7,5 Prozent.
„In den kommenden Monaten wird sich dank der etwas günstigeren Konjunktur die Lage am Arbeitsmarkt nur noch geringfügig verschlechtern. Wir erwarten im Jahresdurchschnitt 2025 eine Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent und für 2026 eine Stabilisierung auf diesem Niveau, da sich mit der dann stärkeren Konjunktur und bedingt durch den nachlassenden Anstieg des Arbeitskräfteangebots im Verlauf des kommenden Jahres eine Entspannung einstellen sollte“, meint Pudschedl.
Inflation bleibt Sorgenkind
Im Gegensatz zur deutlich niedrigeren Teuerung im Euroraum ist die Inflation in Österreich zur Jahresmitte weiter gestiegen. Nach durchschnittlich 3,1 Prozent in der ersten Jahreshälfte kletterte die Teuerung im Juli auf 3,5 Prozent, eineinhalb Prozentpunkte über dem Euroraum-Wert. Neben der höheren Preisdynamik im Dienstleistungssektor, getrieben unter anderem von der Freizeit- und Tourismuswirtschaft, sorgten eine höhere Nahrungsmittelpreisinflation und vor allem die Entwicklung der Energiepreise nach dem Auslaufen der Strompreisbremse für den deutlichen Aufschlag gegenüber dem Euroraum.
„Wir gehen weiterhin von einer leichten Beruhigung der Inflation in den kommenden Monaten aus, unterstützt durch eine Verlangsamung der Dienstleistungspreisdynamik und der Energiepreisinflation, gedämpft durch den niedrigen Ölpreis und den etwas stärkeren Euro. Mit 2,9 Prozent wird die durchschnittliche Teuerung 2025 jedoch zumindest das Vorjahresniveau erreichen. Erst für 2026 kann von einem Rückgang der Inflation ausgegangenen werden, allerdings nimmt das Risiko zu, dass dieser weniger stark ausfallen könnte als bisher angenommen“, meint Pudschedl. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen derzeit noch von einer Inflationsrate von 2,1 Prozent für 2026 aus.
Eher keine Leitzinssenkung im September
Nach der abwartenden Haltung im Juli wird die EZB in ihrer September-Sitzung die Auswirkungen des US- Zollabkommens auf die Konjunktur und die Inflation bewerten. „Nach unserer Meinung überwiegen durch die protektionistische Handelspolitik der USA die Abwärtsrisiken für die europäische Wirtschaft die Aufwärtsrisiken für die Inflation, was eine Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte durchaus rechtfertigen würde. Die Datenlage könnte für die Entscheidungsfindung im September jedoch noch nicht ausreichen, so dass die EZB-Ratsmitglieder über die Notwendigkeit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik sehr gespalten sein dürften. In den vergangenen Wochen ist es wahrscheinlicher geworden, dass die EZB im September die Zinspause prolongieren wird“, meint Bruckbauer abschließend. Der Einlagenzinssatz wird damit voraussichtlich bis auf weiteres bei 2 Prozent eingefroren bleiben.