- Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im April geringfügig auf 46,6 Punkte
- Der Produktionsrückgang verlangsamte sich trotz des beschleunigten Rückgangs des Neugeschäfts, der vor allem auf weniger Auslandsbestellungen zurückzuführen ist
- Der deutlich nachlassende Beschäftigungsabbau dämpfte trotzdem die Produktivitätsverbesserung
- Erstmals seit einem halben Jahr überstieg der Anstieg der Abgabepreise den Anstieg der Kosten
- Vorsichtiges Lagermanagement führte zu beschleunigter Reduktion der Lagerbestände an Vormaterialien und Fertigwaren
- Trotz Verunsicherung durch die US-Zollpolitik: Der Index der Produktionserwartungen auf Jahressicht stieg im April deutlich auf 55,9 Punkte, den höchsten Wert seit zehn Monaten
Der angelaufene Verbesserungstrend in der österreichischen Industrie ging zu Beginn des zweiten Quartals zu Ende. „Die Turbulenzen rund um die erratischen US-Zollankündigungen haben sich bisher kaum in der heimischen Industrie niedergeschlagen. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ging zwar zurück, mit einem Minus von nur 0,3 Punkten lag der Indikator im April mit 46,6 Punkten dennoch über dem Durchschnittswert des ersten Quartals“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Erneut wurde die Grenze von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird, nicht erreicht. Angesichts der anstehenden Herausforderungen überrascht die weitgehend anhaltende Konsolidierung der Industriekonjunktur und spricht für die Resilienz der heimischen Produzenten.“
Die österreichische Industrie schlug sich im April besser als erwartet. „Trotz der Risiken durch die Kostenentwicklung sowie der Einführung bzw. Erhöhung von Zöllen durch die USA, immerhin die zweitwichtigste Exportdestination, zeigten sich die meisten Industriebetriebe in Österreich im April nicht allzu beunruhigt und scheinen eine abwartende Haltung einzunehmen. Obwohl der Zustrom in die Auftragsbücher nachließ, wurde der Produktionsrückgang deutlich zurückgeschraubt.
Auch der Stellenabbau verlangsamte sich und die Betriebe konnten ihre Ertragslage verbessern, dank der gesunkenen Kostendynamik und der Möglichkeit, die Abgabepreise anzuheben“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern zusammen.
Österreichs Industrie hinkt Europa etwas hinterher
Die aktuelle Entwicklung in der österreichischen Industrie liegt voll im europäischen Trend, der von Deutschland vorgegeben wird. „Im Euroraum blieb der Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie mit 48,7 Punkten sogar stabil, obwohl sich analog zu Österreich sowohl in Deutschland als auch in Frankreich ein leichter Rückgang ergab. Allerdings übertrafen die jeweiligen Indikatoren den österreichischen Wert erneut um rund zwei Punkte, hauptsächlich weil die Produktion in diesen Ländern im Gegensatz zu Österreich sogar stieg“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Nur noch leichter Rückgang der Produktion trotz starker Auftragseinbußen
Nach einer Unterbrechung im Vormonat setzte sich die Verbesserung des Produktionsindex im April wieder fort. Der Produktionsindex stieg auf 49,0 Punkte.
„Während im Euroraum und in Deutschland der Produktionsindex im April die Marke von 50 Punkten erneut überstieg und damit den zweiten Monat in Folge ein Produktionswachstum in der verarbeitenden Industrie signalisierte, blieb der Indikator in Österreich unter der Neutralitätslinie“, meint Pudschedl und ergänzt: „Bestimmend dafür war wohl die Auftragsentwicklung. Im Unterschied zu den meisten Ländern in Europa hat sich im April der Rückgang des Neugeschäfts in Österreich deutlich beschleunigt, insbesondere aus dem Ausland. Während die deutschen Industriebetriebe sogar mehr Exportaufträge als im Vormonat verbuchen konnten, sank der Exportauftragsindex in Österreich im April auf 43,9 Punkte, den niedrigsten Wert des laufenden Jahres.“
Von Vorzieheffekten in Deutschland in Zusammenhang mit der Einführung von US-Zöllen konnte die österreichische Industrie offenbar nicht profitieren.
Beschäftigungsrückgang lässt nach
Der anhaltende Produktionsrückgang und die sinkende Anzahl von Neuaufträgen wirken sich weiter auf die Auslastung der heimischen Industrie aus. Im April haben die österreichischen Betriebe erneut Jobs abgebaut. Allerdings hat sich das Tempo des Beschäftigungsabbaus weiter reduziert. Mit 47,1 Punkten erreichte der Index für die Beschäftigung immerhin den höchsten Wert seit fast zwei Jahren. Weiterhin liegt der Beschäftigtenindex unter dem Produktionsindex, was auf eine anhaltende Steigerung der Produktivität in der heimischen Industrie hinweist. Allerdings dürfte sich im April die seit Anfang 2024 laufende Verbesserungstendenz deutlich verlangsamt haben.
„Im ersten Jahresdrittel 2025 hat sich der Beschäftigtenstand in Österreichs Sachgütererzeugung um rund 2 Prozent zum Vorjahr bzw. über 13.000 Personen auf 625.000 Personen verringert. Die Arbeitslosenquote ist auf 4,3 Prozent saisonbereinigt gestiegen und ist damit nicht einmal halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft“, meint Pudschedl. Insbesondere in der Metallverarbeitung und in der KFZ-Erzeugung nahm die Beschäftigung überdurchschnittlich stark ab. Für das Gesamtjahr 2025 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria eine Zunahme der Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft auf 7,5 Prozent nach 7,0 Prozent im Vorjahr.
In der Sachgütererzeugung wird die Arbeitslosenquote 2025 voraussichtlich auch steigen, auf 4,5 Prozent nach 3,7 Prozent 2024 und damit stärker als in der Gesamtwirtschaft. Die geringe Kapazitätsauslastung und das Bemühen um Kosteneinsparungen werden in den kommenden Monaten trotz der Konsolidierung der Industriekonjunktur zu einem weiteren Rückgang der Beschäftigung im Sektor führen.
Lagermanagement mit Blick auf die Kosten
Die Unternehmen fuhren ihre Produktionskapazitäten im April langsamer zurück, obwohl die Aufträge stark zurückgingen. Dadurch nahmen die Auftragsrückstände deutlich ab, was auch mit einer erneuten Verkürzung der Lieferzeiten einherging. Zudem wurden die Einkaufsmengen noch etwas stärker als im Vormonat reduziert. Im Sinne eines kostenorientierten Lagermanagements wurden die Bestände an Vormaterialien weiter abgebaut, sogar mit dem höchsten Tempo seit Jahresbeginn. Der Index für die Vormateriallager ging auf 44,1 Punkte zurück und lag damit weiter unter dem ebenfalls gesunkenen Index für die Bestände in den Fertigwarenlagern von 45,7 Punkten.
Ertragslage verbessert sich
Die heimischen Industriebetriebe waren im April den dritten Monat in Folge mit höheren Kosten, unter anderem aufgrund gestiegener Nahrungsmittelpreise, konfrontiert. Der entsprechende Index sank jedoch aufgrund teilweise nachlassender Energiepreise infolge steigender Konjunktursorgen durch die US-Zollankündigungen auf 50,5 Punkte. „Dem geringen Anstieg der Kosten stand ein etwas stärkerer Anstieg der Abgabepreise gegenüber. Trotz der allgemein schwachen Nachfrage war die Preissetzungsmacht der Betriebe in vielen Branchen stark genug, um die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben“, meint Pudschedl und ergänzt: „Insgesamt ergab sich durch die Preistrends im Ein- und Verkauf tendenziell eine Verbesserung der Ertragslage gegenüber dem Vormonat. Erstmals seit dem Oktober des Vorjahres profitierten die heimischen Industriebetriebe im Durchschnitt von einer zumindest leichten Erhöhung der Gewinnmargen.“
Verbesserte Produktionserwartungen trotz großer Unsicherheiten
Die Schwäche der heimischen Industrie setzte sich zu Beginn des zweiten Quartals 2025 fort. Die Anzeichen für eine Stabilisierung der Konjunktur wurden jedoch stärker, nachdem die Produktionseinschränkungen zurückgenommen wurden und das Tempo des Jobabbaus weiter nachließ, obwohl die US-Zollpolitik für hohe Verunsicherung sorgte.
Die massiven Einbrüche im Neugeschäft, insbesondere auch aus dem Ausland, bereiten jedoch nachhaltig Sorgen angesichts der verringerten Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der starken Kostenanstiege der vergangenen Monate, die bisher nicht durch Produktivitätsfortschritte ausgeglichen werden konnten.
Das Auftrags-Lager-Verhältnis verschlechterte sich im April daher weiter und weist darauf hin, dass bei aktuellem Stand in den Auslieferungslagern, die einlangenden Aufträge auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden können. Ein unmittelbarer Produktionsanstieg in den kommenden Monaten ist daher unwahrscheinlich, aber die Lücke schließt sich langsam.
Eine spürbare Erholung scheint zwar weiter nicht in Sicht, doch die mittelfristigen Produktionserwartungen der Betriebe nähren die Hoffnung auf eine andauernde schrittweise Verbesserung der Industriekonjunktur im Jahresverlauf.
„Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten stieg nach dem Rückgang im Vormonat deutlich auf 55,9 Punkte, den höchsten Wert seit Sommer 2024“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Die Sorgen über die schwache Nachfrage in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld und etwaige negative Folgen der US-Zollpolitik wurden durch die Hoffnung auf Rückenwind durch Investitionsprogramme in Europa, insbesondere in Deutschland, mehr als kompensiert.“