Im Jahr 2023 verzeichneten die meisten Bundesländer laut Statistik Austria einen leichten wirtschaftlichen Rückgang. Die Entwicklung des realen Bruttoregionalprodukts (BRP) lag zwischen +2,5 Prozent in Wien und −14,1 Prozent in Vorarlberg, während das gesamtösterreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,0 Prozent schrumpfte.
„Im Jahr 2023 hat die Rezession in Handel, Bau und Industrie die Wirtschaftsentwicklung in den meisten Bundesländern geprägt. Gleichzeitig hat sich aber auch das Wachstum im Tourismus fortgesetzt, wovon besonders Salzburg und Tirol profitieren. In Wien und Vorarlberg haben wenige Unternehmen die Ergebnisse stark beeinflusst. Ohne diese Sondereffekte wäre die Wiener Wirtschaft geschrumpft und der Rückgang der Vorarlberger Wirtschaft wäre deutlich geringer ausgefallen“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Sondereffekte dominieren Entwicklung in Wien und Vorarlberg, Tourismus Wachstumstreiber
Die Standortverlagerung eines internationalen Transithändlers von Vorarlberg nach Wien bewirkte im Jahr 2023 einen massiven Einbruch in Vorarlberg und war maßgeblich für das Wachstum in Wien verantwortlich. Allerdings hätte Vorarlberg auch ohne Berücksichtigung dieses Sondereffektes einen Rückgang verzeichnet, wofür insbesondere die Schwäche in Industrie und Bau eine Rolle spielte. So ging die reale Wertschöpfung in der Herstellung von Waren im westlichsten Bundesland um 7,4 Prozent zurück, was in erster Linie an der Herstellung von Metallerzeugnissen lag. In der Bundeshauptstadt Wien trug neben dem erwähnten Umzug der starke Anstieg der volatilen Wertschöpfung eines Gashändlers zum realen Wachstum bei. Ohne diese Sondereffekte wäre auch die Wiener Wirtschaft geschrumpft; Rückgänge im Bankensektor und im Handel (ohne Berücksichtigung des Transithändlers) konnten aber durch Zugewinne bei IT-Dienstleistungen, im Tourismus und im Pharmabereich gedämpft werden.
Salzburg (±0,0 Prozent) war neben Wien das einzige Bundesland, in dem das reale BRP nicht sank. Als wichtige Stütze der Salzburger Wirtschaft erwies sich erneut der Tourismus: Der Wirtschaftsbereich Beherbergung und Gastronomie wuchs um 7,7 Prozent. Zusätzliche Impulse kamen, wie in den vergangenen Jahren, von der Getränkeherstellung. Tirol entwickelte sich mit −0,8 Prozent leicht besser als der Österreichschnitt, auch hier kurbelte der Tourismus die Wirtschaft an. Dem gegenüber standen allerdings deutliche Einbußen in der Herstellung von Waren, die real um 3,7 Prozent zurückging.
Rezession in Handel, Bau und Industrie prägt regionale Wirtschaft
Geringfügig schlechter als der Österreichschnitt entwickelte sich die reale Wirtschaft im Jahr 2023 in der Steiermark (−1,1 Prozent), im Burgenland und in Kärnten (jeweils −1,2 Prozent) sowie in Niederösterreich (−1,3 Prozent). Für diese Bundesländer waren die Rückgänge im Bau und im Handel prägend. Im Burgenland sank darüber hinaus die Herstellung von Waren deutlich, was jedoch vom Wachstum in den öffentlichen Dienstleistungen kompensiert wurde. In Niederösterreich trug der Rohstoffbereich zur negativen Entwicklung bei. In Oberösterreich schrumpfte das BRP um 1,7 Prozent, was neben Handel und Bau an der für das Industriebundesland besonders bedeutenden Herstellung von Waren lag, deren Wertschöpfung real um 1,8 Prozent sank. Wie in Vorarlberg war dies hauptsächlich auf die Herstellung von Metallerzeugnissen zurückzuführen, wenngleich in geringerem Ausmaß. Auch viele Bereiche im tertiären Sektor zeigten in Oberösterreich einen Abwärtstrend, so etwa die Verkehrsdienstleistungen.
Beim BRP je Einwohner:in verzeichneten im Jahr 2023 alle Bundesländer bis auf Wien einen realen Rückgang (siehe Tabelle 1). Das höchste BRP je Einwohner:in zu laufenden Preisen (nominell) erzielte Salzburg mit 63 700 Euro, gefolgt von Wien mit 59 500 Euro und Vorarlberg mit 54 600 Euro. Wie in den Jahren zuvor lagen die östlichen und südlichen Bundesländer unter dem Österreichschnitt von 51 800 Euro.
Die wirtschaftliche Entwicklung spiegelte sich auch am regionalen Arbeitsmarkt wider, der sich 2023 als relativ stabil erwies, auch wenn sich der positive Trend der vergangenen Jahre abschwächte. Am stärksten wuchs die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse in Wien (+1,9 Prozent), gefolgt von den Tourismushochburgen Salzburg und Tirol (jeweils +1,4 Prozent). In der Steiermark (+0,3 Prozent) gab es hingegen bereits dämpfende Effekte durch den Abbau von Leiharbeitskräften. Österreichweit betrug das Beschäftigungsplus 1,0 Prozent.
Niederösterreich mit höchstem Pro-Kopf-Einkommen
Die privaten Haushalte in Niederösterreich verzeichneten 2023 das höchste verfügbare Einkommen pro Kopf mit 29 400 Euro, gefolgt von jenen in Salzburg mit 29 000 Euro sowie jenen im Burgenland und Vorarlberg mit jeweils 28 900 Euro (siehe Tabelle 2). Der nominelle Zuwachs beim Arbeitnehmerentgelt war in Salzburg am höchsten, während es sich in den anderen drei genannten Bundesländern unterdurchschnittlich entwickelte; nach Salzburg waren die stärksten Anstiege hier 2023 in Tirol und Wien zu verzeichnen. Das Selbständigeneinkommen zeigte vor allem in den westlichen Bundesländern, aber auch in Wien, ein überdurchschnittliches nominelles Wachstum.
Über dem Österreichschnitt von 28 200 Euro fanden sich des Weiteren die Pro-Kopf-Einkommen der Oberösterreicher:innen mit 28 600 Euro und der Steirer:innen mit 28 300 Euro, während sich die Einkommen der Tiroler:innen mit 28 200 Euro genau im Österreichschnitt entwickelten. Unterdurchschnittliche Einkommen verzeichneten die privaten Haushalte in Kärnten mit 27 800 Euro pro Kopf. Die Bundeshauptstadt Wien wies mit 26 200 Euro wie in den Vorjahren das niedrigste verfügbare Einkommen pro Kopf auf. Im Gegensatz zum BRP, das auf den Arbeitsort abzielt, wird das verfügbare Einkommen am Wohnort ausgewiesen.
Regional tiefer gegliederte BRP-Daten für das Jahr 2022 verfügbar
Für das Jahr 2022 stehen regional tiefer gegliederte Ergebnisse zu Bruttoregionalprodukt bzw. Bruttowertschöpfung und Beschäftigung der 35 NUTS-3-Regionen Österreichs zur Verfügung. Am höchsten lag das BRP je Einwohner:in in den Landeshauptstadtregionen Salzburg und Umgebung (65 400 Euro), Linz-Wels (64 200 Euro) und Rheintal-Bodenseegebiet (59 200 Euro), gefolgt von Bludenz-Bregenzer Wald (58 200 Euro) und Graz (57 400 Euro).