So kann der Mittelstand bestehen
Wer als KMU in diesen herausfordernden Zeiten am Markt bestehen will, der braucht … ja, was eigentlich? Darüber haben am 3. September 2025 im Rahmen des Business Breakfast der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) mit Vertreter:innen der Lebensmittelbranche und des Beratungsunternehmens BDO diskutiert. Die Diskussionsrunde wurde von Michael Grahammer, Experte für Risiko-, Finanzierungs-, Eigenmittel- und Kapitalmarktthemen und Partner bei der BDO Austria moderiert.
Innovation als Überlebensstrategie
Für Thomas Göbel, Geschäftsführer von Teekanne Österreich und Osteuropa, steht dabei Innovation ganz oben auf der Liste. So wirbt Teekanne jedes Jahr mit neuen Produkten, um die Gunst seiner Kundinnen und Kunden und ersetzt dafür jährlich rund 15 Prozent seines Sortiments. Eine Strategie, die auch für das österreichische Traditionsunternehmen Manner von großer Bedeutung ist: „Man muss auf den Markt eingehen und immer wieder neue Produkte bringen“, sagt Scipio Oudkerk, Finanzvorstand der Josef Manner & Comp. AG, die ihre Süßwaren mittlerweile in rund 50 Länder exportiert.
Das Familienunternehmen Teekanne hat Produktionsstätten beziehungsweise Niederlassungen in sieben Ländern und ist in ca. 30 weiteren Ländern mit Vertriebspartnern aktiv. Für die künftige Entwicklung ist daher nicht nur die stetige Analyse der Märkte entscheidend, sondern auch die angepasste Kommunikation in den jeweiligen Ländern. Nur so können Markenbotschaften authentisch vermittelt und langfristig Kundinnen und Kunden gebunden werden.
Effizienz, Digitalisierung und Förderungen
Auch durch eine effizientere Gestaltung der Produktion gibt es für mittelständische Betriebe immer wieder Möglichkeiten, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, waren sich die Experten einig. BDO-Senior Managerin Eva Martischnig verwies insbesondere auf die Möglichkeiten von Förderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Automatisierung, die Unternehmen dabei unterstützen können, ihre Kosten zu senken und Prozesse zukunftsfähig zu machen. Auch sie hält die Innovationsfähigkeit für einen entscheidenden Faktor: „Unternehmen, die heute nicht entwickeln, werden morgen nicht mehr am Markt sein“, so die Expertin.
Regulatorik als Belastung für KMU
Scharfe Kritik übten beide Unternehmensvertreter an den überbordenden und sich stetig ändernden Vorschriften, wie etwa bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Oudkerk: „Unsicherheit bei der Regulatorik ist sicher nicht dienlich – da braucht es Stabilität.“ Nachhaltigkeit sei wichtig und müsse kontrolliert werden, doch die aktuellen Vorschriften seien zu umfangreich. Göbel ergänzt: „Es ist eine Fehlentwicklung, dass wir so viele Ressourcen für Regulative aufwenden müssen.“
Zentrale Herausforderungen für den Mittelstand
Als größte aktuelle Herausforderungen für den Mittelstand in der Lebensmittelbranche sehen die Diskutanten neben den Unsicherheiten bei den Vorschriften und Berichtspflichten für Unternehmen, die hohen Personal- und Energiekosten und die stark steigenden Rohstoffpreise. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen leiden unter dieser Mehrfachbelastung. Umso wichtiger sei es, Innovationskraft, Effizienzsteigerung und strategische Internationalisierung in den Vordergrund zu rücken.
Österreichs Lebensmittelindustrie im Überblick
Die Bedeutung der Branche ist enorm: In Österreich erwirtschaften laut Angaben der Wirtschaftskammer Österreich rund 200 Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie mit etwa 27.400 Beschäftigten ein Produktionsvolumen von jährlich rund 12 Milliarden Euro. Davon werden etwa 10 Milliarden Euro exportiert – der wichtigste Absatzmarkt ist nach wie vor Deutschland.
Autorin: Sissi Eigruber, Texthelden