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Österreichs Tourismuswirtschaft durch hohe Kosten unter Druck

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UniCredit Bank Austria Analyse

Ein Pärchen schaut sich einen Stadtplan an
(c) adobe.stock.com/NDABCREATIVITY
  • Die österreichische Tourismuswirtschaft konnte 2024 mit 154,3 Millionen Übernachtungen ein Rekordergebnis einfahren. Für 2025 liegt der Tourismussektor erneut auf Rekordkurs
  • Neuer Höchststand 2025 auch bei den Tourismuseinnahmen zu erwarten, nach Rekordwert 2024 von 32,2 Milliarden Euro und Anstieg um 5 Prozent in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
  • Aber: Die hohen Kosten belasten die Einnahmen. Preisbereinigt lagen die Einnahmen 2024 um 15,4 Prozent unter dem Wert aus 2019. In der ersten Jahreshälfte 2025 setzte sich die negative Entwicklung fort
  • Die realen Einnahmen pro Übernachtung sind auf nur noch 85 Prozent des Jahres 2019 gesunken
  • Hohe Teuerung führt zur Buchung günstigerer Unterkünfte und Einsparungen bei Nebenausgaben
  • Kräftige Lohnerhöhungen und starker Anstieg der Energiepreise verteuern Urlaub in Österreich stärker als in anderen Urlaubsdestinationen. Österreich verliert an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität
  • Die hohe Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft mit einem direkten Wertschöpfungsanteil von 4,4 Prozent des BIP und mehr als 220.000 Beschäftigten steht auf dem Prüfstand 

 

„Die österreichische Tourismuswirtschaft feiert 2025 eine Fortsetzung der Rekordergebnisse bei Gästeübernachtungen und Einnahmen“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aufgrund der hohen Teuerung liegt der reale Wert der Tourismuseinnahmen deutlich unter dem Vorpandemie-Niveau. Die Gäste reagieren auf die hohen Preissteigerungen mit der Buchung günstigerer Unterkünfte und Einsparungen bei Nebenausgaben. Im internationalen Vergleich verliert die Urlaubsdestination Österreich an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft. Die hohe Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft ist bedroht.“ 

 

Übernachtungsrekord von 2024 könnte 2025 noch übertroffen werden

 

Nach dem pandemiebedingten Einbruch setzte der Tourismussektor in Österreich zu einem starken Comeback an. 2024 konnten erstmals mehr Übernachtungen als 2019 verzeichnet werden. Mit 154,3 Millionen Übernachtungen wurde das bisherige Rekordergebnis aus 2019 um 1,5 Millionen Übernachtungen bzw. 1,1 Prozent übertroffen. Der positive Trend setzte sich in der ersten Jahreshälfte 2025 – wenn auch verlangsamt – fort. Mit 76,2 Millionen Übernachtungen wurde das Ergebnis der ersten sechs Monate 2024 um ein halbes Prozent übertroffen. „Ein neuer Übernachtungsrekord für 2025 ist in Reichweite, was dem Anstieg der Übernachtungen inländischer Gäste zu verdanken wäre. Die Gästeübernachtungen aus dem Ausland stagnierten im bisherigen Jahresverlauf, offensichtlich belastet durch eine Verringerung der Attraktivität der Urlaubsdestination Österreich im Vergleich mit alternativen Urlaubszielen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. 

 

Nicht in allen Bundesländern konnte ein neuer Übernachtungsrekord eingefahren werden. Die bessere Entwicklung des Inlandstourismus begünstigte Bundesländer mit einem hohen Anteil an inländischen Übernachtungen, wie das Burgenland, Oberösterreich und die Steiermark. Dagegen wiesen Bundesländer mit einem hohen Anteil an ausländischen Urlaubsgästen, wie vor allem Tirol und Kärnten, 2024 noch geringere Übernachtungszahlen als 2019 aus. Die stärksten Zuwächse erzielte die Bundeshauptstadt Wien, unterstützt durch den allgemeinen Trend zum Städtetourismus. 

 

Höchststand an Tourismuseinnahmen, aber inflationsbereinigt deutliche Einbußen

 

Ein neuer Rekordwert konnte 2024 auch bei den nominellen Einnahmen aus dem Reiseverkehr verzeichnet werden. Im Vergleich zu 2024 erhöhten sich die Einnahmen um 5,8 Prozent. Mit 32,2 Milliarden Euro aus dem Binnenreiseverkehr und dem internationalen Reiseverkehr zusammen wurden in Österreich damit um fast 5 Milliarden Euro bzw. 17,8 Prozent mehr Einnahmen erzielt als 2019, dem Jahr vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Tourismuseinnahmen um 5 Prozent im Jahresvergleich auf 17,1 Milliarden Euro, was für das Gesamtjahr einen neuen Höchststand erwarten lässt. 

 

Preisbereinigt lagen die Einnahmen 2024 allerdings um 15,4 Prozent unter dem Wert von 2019, da dem nominellen Einnahmenplus von knapp 20 Prozent in diesem Zeitraum eine Inflation in der Produktgruppe Beherbergung und Restaurants um 39,3 Prozent gegenüberstand. Angesichts der starken Teuerung von touristischen Dienstleistungen in der ersten Jahreshälfte 2025 von durchschnittlich 5,7 Prozent und einem Einnahmenplus von 5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode hat sich in den ersten sechs Monaten der Rückgang des realen Werts der Tourismuseinnahmen fortgesetzt. 

 

Die österreichischen Tourismusbetriebe erzielen zwar nominell höhere Einnahmen, inflationsbereinigt bleibt unterm Strich jedoch weniger über als vor der Pandemie. Dies widerspiegelt der Rückgang der realen Wertschöpfung des Sektors Beherbergung und Gastronomie um 0,3 Prozent im Jahr 2024 und 2,5 Prozent im Jahresvergleich in der ersten Hälfte dieses Jahres. 2025 wird demnach voraussichtlich das zweite Jahr in Folge die Wertschöpfung des Wirtschaftssektors Beherbergung und Gastronomie real sinken, während die Gesamtwirtschaft den Weg aus der Rezession gefunden hat“, sagt Pudschedl. 

 

Höhere Preise veränderten das Ausgabeverhalten der Gäste

 

Die Entwicklung der Einnahmen hält mit dem Anstieg der Gästeübernachtungen nicht Schritt. Der reale Wert der täglichen Ausgaben der Touristen in Österreich erreicht aktuell nur noch 85 Prozent des Niveaus vor Ausbruch der Corona-Pandemie. „Der starke Anstieg der Preise in der Gastronomie und in der Beherbergung hat den Wunsch nach Urlaub in Österreich nicht gebremst. Die in- und ausländischen Gäste konnten bzw. wollten jedoch ihr Urlaubsbudget nicht entsprechend der Preisentwicklung erhöhen, sondern haben angesichts der Verteuerung ihr Ausgabeverhalten adaptiert“ meint Pudschedl und ergänzt: „Zum einen sparen die Touristen bei Nebenausgaben wie Restaurantbesuchen, zum anderen buchen die Gäste günstigere Unterkünfte als früher.“ 

 

Übernachtungen in Hotels und Privatquartieren gesunken, doch Camping boomt 

 

Im Vergleich zum Jahr 2019 sind die Übernachtungen in Hotels 2024 um 3,4 Prozent zurückgegangen. Dieser Rückgang ist jedoch nur auf günstigere Hotels der niedrigeren Ausstattungskategorien zurückzuführen. Die Übernachtungen in Hotels der gehobenen Kategorie (5/4-Sterne) lagen dagegen 2024 um 0,5 Prozent über dem Jahr 2019. Auch in den privaten Unterkünften sank die Anzahl der Übernachtungen im Vergleich zu 2019. Die geringeren Übernachtungen in Hotels und privaten Unterkünften wurden durch ein starkes Plus der Aufenthalte auf Campingplätzen von über 19 Prozent mehr als kompensiert. In der ersten Jahreshälfte 2025 haben sich die Übernachtungstrends der vergangenen Jahre fortgesetzt, allerdings konnten günstige Hotels in den ersten sechs Monaten leicht zulegen, zu Lasten einer etwas verringerten Nachfragedynamik auf Campingplätzen. 

 

Hohe Preissteigerungen gefährden Österreichs Wettbewerbsfähigkeit im Tourismus 

 

Die österreichische Tourismuswirtschaft konnte zwar die Einbußen durch die Pandemie wegstecken, der Inflationsschock, ausgelöst durch die Energiepreisentwicklung, scheint nun jedoch nachhaltig zu schaden. Kräftige Lohnerhöhungen zur Kompensation der hohen Teuerung haben zu deutlichen Kostensteigerungen geführt, die entsprechende Preiserhöhungen notwendig machten.

 

Die Preise für touristische Dienstleistungen sind in Österreich seit 2019 um über 48 Prozent gestiegen, während die durchschnittliche Inflation „nur“ 30 Prozent betrug. Die Preisanstiege für touristische Dienstleistungen waren in den meisten alternativen europäischen Reisezielen wie Frankreich, Spanien, Griechenland oder Italien mit einer Bandbreite zwischen 16 und 30 Prozent im gleichen Zeitraum ungleich niedriger. Die österreichische Tourismuswirtschaft hat somit deutlich an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verloren. 

 

„Die aktuell verzeichneten Rekordübernachtungen und nominellen Rekordeinnahmen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die hohe Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft mit einem direkten Wertschöpfungsanteil von 4,4 Prozent des BIP und mehr als 220.000 Beschäftigten durch den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit auf dem Prüfstand steht. Die Herausforderung für die österreichische Tourismuswirtschaft wird in den kommenden Jahren darin bestehen, den Kostennachteil durch Produktivitätsfortschritte schrittweise wieder wettzumachen und sich mit einem höheren Qualitäts- und Erlebnisangebot stärker auf überdurchschnittlich zahlungskräftige Touristen zu fokussieren“, meint Bruckbauer abschließend. 


Weiter Informationen unter:  Es ist nicht alles Gold was glänzt im österreichischen Tourismus, Unicredit Bank Austria, Oktober 2025

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