Die Definition von „Resilienz“ hat sich gewandelt. Resilienz ist ein Wettbewerbsvorteil, wenn Sie auch unter unvorhersehbaren Rahmenbedingungen die Leistungsfähigkeit hochhalten und Innovationen vorangetrieben werden. Viele Untersuchungen zeigen, dass Resilienz zu einer wichtigen Quelle für Umsatzwachstum und Rentabilität geworden ist. Gerade die organisationale Resilienz, also die Fähigkeit eines Unternehmens, unter Druck stabil zu bleiben, schnell zu lernen und sich weiterzuentwickeln – ohne die eigene Identität zu verlieren, wächst an Bedeutung.
Im aktuellen Beitrag möchte ich 3 Kernfaktoren herausgreifen, die als Basis für gelebte Unternehmens Resilienz an in Kultur, Strukturen und Führungsverhalten ansetzen:
Beziehungs- und Bindungsqualität – das Fundament organisationaler Resilienz
Resiliente Organisationen stellen stabile Beziehungen ins Zentrum – intern zwischen Teammitgliedern und Führung, wie auch extern zu Partnern. Ohne dieses Fundament bleibt jede andere Maßnahme instabil.
Fragen Sie sich als Unternehmer:
- Wo entsteht aktuell Vertrauen in Ihrem Unternehmen – und wo wird es gebrochen?
- Welche Haltungen fördern Bindung – welche zerstören sie?
- Fördern Ihre Strukturen echtes Miteinander oder verhindern sie offenen Austausch?
- Erleben Ihre Mitarbeitenden Beziehungsarbeit als gelebte Führung oder als „nice to have“?
Die Antworten sind selten bequem. Doch Bindung und Beziehung sind kein „Soft Skill“, sondern harte Wirtschaftsfaktoren: Fehlen sie, steigen Krankenstände, Fluktuation und Recruitingkosten – besonders bei Schlüsselkräften. Die Besten erwarten heute eine Kultur, die stärkt statt schwächt.
Beziehung ist mehr als Sympathie – sie ist die Voraussetzung für Vertrauen. Ohne Vertrauen keine Übernahme von Verantwortung, keine mutigen Entscheidungen. Wichtig: Es reicht nicht, wenn Sie denken, es passt. Bindung muss aus Sicht der Mitarbeitenden spürbar sein.
Transparente Kommunikation & psychologische Sicherheit
Offenheit, aktives Zuhören und regelmäßige Feedbackschleifen schaffen das Fundament für Vertrauen. Organisationen, die in Feedbackzyklen denken, experimentieren und iterieren, können sich schneller an neue Anforderungen anpassen. Das Ergebnis – gelebte Fehlerkultur: Resiliente Teams bringen Ideen ein, auch wenn sie riskanter sind oder nicht sofort Erfolg bringen. Sie lernen daraus – ohne zu verurteilen.
Zeitnahe Feedbackschleifen mit unterstützenden Fragen fördern den Austausch, helfen zu evaluieren und aus dem Feedback schnell Schlüsse zu ziehen. Nutzen Sie auch nach jedem Projekt einen klar strukturierten Recap-Termin, um fachliche wie persönliche Learnings zu sichern. Regelmäßig geübt, wird dies zur Routine und stärkt die Fähigkeit, in unsicheren Zeiten schnell und sicher zu handeln.
Selbstorganisation und Eigenverantwortung – Resilienz in der Praxis
Selbstorganisation bedeutet, dass Teammitglieder ihre Aufgaben innerhalb klar definierter Rollen selbst strukturieren und umsetzen, verbunden mit der eigenen Leistungsfähigkeit. Entscheidend ist, dass Verantwortung klar abgegrenzt ist: Was liegt in der eigenen Hand? Wo beginnt die Verantwortung anderer?
Selbstwirksamkeit erreichen Mitarbeitende erst dann, wenn sie verstehen, welchen Beitrag sie zum Gelingen des Gesamtprojektes beitragen und dieser Beitrag auch entsprechend wertgeschätzt und anerkannt wird. Erst dann sehen Mitarbeitende, dass sie durch ihre Arbeit Wirkung erzielen können, die einen entsprechenden Impact leistet – die Ebene der Leistungsbereitschaft ist erreicht. Dies zu vermitteln, benötigt permanente Kommunikation, insbesondere durch die Führung.
Darüberhinausgehend die Verantwortung für die eigenen Handlungen und Entscheidungen im Sinne der Eigenverantwortung zu tragen, braucht nicht nur Kommunikation, sondern auch die Sicherheit, dass Entscheidungen und mögliche daraus resultierende Fehler keine negativen Konsequenzen haben. Erst wenn die Offenheit besteht, über Fehler aktiv sprechen zu können, haben Sie den Grundstein für psychologische Sicherheit gelegt. Sobald psychologische Sicherheit erlebt wird, tragen Menschen die ihnen zugedachte Verantwortung ohne permanente Absicherung und zeitintensive Rückkoppelung.
Das Risiko des Aufschiebens
Fehlende Beziehungsqualität und mangelnde Selbstverantwortung sind keine „weichen Themen“. Sie kosten Sie täglich Geld und Wettbewerbsfähigkeit. Und sie sind nicht über Nacht zu beheben – umso wichtiger, frühzeitig zu handeln.
Autorin: MMag. Corinna Häsele | Better linked e. U. | https://betterlinked.eu/