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Österreichs Wirtschaft findet vorerst nicht aus dem Konjunkturtief

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UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator

Tafel mit Zahlen mit Konjunkturverlauf im Vordergrund
  • Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im August geringfügig auf minus 2,5 Punkte
  • Die Stimmungstiefs in der Industrie und am Bau übertrugen sich über den Sommer stärker auf die Dienstleistungssparten
  • Leichte Verbesserung der Verbraucherstimmung nährt Hoffnung auf einen ¬langsamen Stimmungsumschwung 2025
  • Zweites Jahr in Folge mit BIP-Rückgang nach 2023 in Österreich zu erwarten 
  • Zinssenkung, Beruhigung der Inflation und globale Erholung sollten aber 2025 auch in Österreich wieder ein moderates Wirtschaftswachstum ermöglichen 
  • Arbeitslosenquote wird 2024 auf durchschnittlich 7,0 Prozent steigen, nach 6,4 Prozent im Vorjahr
  • Inflation könnte 2025 auf durchschnittlich 2,3 Prozent sinken und Ende des Jahres sogar das Inflationsziel der EZB unterschreiten 
  • EZB wird voraussichtlich weiterhin nur bedächtigen Zinssenkungskurs vornehmen
     

Die österreichische Wirtschaft findet nicht aus ihrem Stimmungstief. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im August zwar leicht, mit einem Gesamtwert von minus 2,5 Punkten signalisiert der Indikator jedoch weiterhin eine leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Nach dem Rückgang des BIP im zweiten Quartal befindet sich die österreichische Wirtschaft derzeit weiterhin nicht auf Wachstumskurs. Die fehlenden Anzeichen für eine klare Verbesserungstendenz in den kommenden Monaten verschlechtern die Aussicht auf zumindest eine schwarze Null der Wirtschaftsentwicklung 2024. Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass 2024 das zweite Mal in Folge die reale Wirtschaftsleistung unter dem Vorjahr zu liegen kommen könnte. “

 

Stimmung in der heimischen Industrie verschlechtert sich weiter 
Die schlechte Stimmung in der österreichischen Wirtschaft gegen Ende des Sommers war immer noch von der schwachen Konjunktur im Produktionssektor bestimmt. Trotz einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vormonat war der Pessimismus am Bau im August stärker ausgeprägt als in der ersten Jahreshälfte. Von einer besonders schwachen Nachfrage waren weiterhin Teile des Hochbaus, insbesondere der Wohnungsbau betroffen. Hier machten sich die ungünstigen Finanzierungsbedingungen und die hohe Kostendynamik besonders negativ bemerkbar. Dagegen blieb die Lage im Tiefbau stabil, und bei einigen Baunebengewerben zeigte sich, unterstützt auch durch staatliche Förderungen, sogar eine leichte Stimmungsaufhellung.

 

Die Stimmung in der österreichischen Industrie verdüsterte sich dagegen gegen Ende des Sommers erneut. Die rückläufige Auftragsentwicklung, gestiegene Energie- und Personalkosten und verunsichernde Signale aus dem wichtigsten Markt Deutschland, vor allem aus der Autoindustrie, erhöhten die Konjunktursorgen. Während sich das globale Umfeld für die Industrie etwas verbesserte und ein weltweit stabiles Exportwachstum in den kommenden Monaten erwarten lässt, nehmen die Sorgen der heimischen Industrie zu, aufgrund der Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit davon nicht zu profitieren. 


Auch die Stimmung im Dienstleistungssektor hat sich im August verschlechtert, sogar auf den niedrigsten Wert seit Jahresbeginn. Trotz der seit über einem Jahr steigenden Reallöhne üben sich die verunsicherten heimischen Konsumenten in Kaufzurückhaltung, was unter anderem die Entwicklung im Handel oder von vielen Freizeitdienstleistungen bremst. Die Aufhellung der Stimmung der Verbraucher im August, die immerhin den besten Wert seit fast 2,5 Jahren erreichte, könnte ein Versprechen für die Zukunft werden.

 

„Die Schwäche im Produktionssektor hielt über den Sommer an und übertrug sich immer stärker auf unterschiedliche Dienstleistungsbereiche. Zu Beginn des Herbsts lag die Stimmung in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft im pessimistischen Bereich, zum Teil erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in allen Wirtschaftssektoren in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum insgesamt. In der heimischen Industrie kletterte der Abstand sogar auf Rekordniveau seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995“, meint Bruckbauer.

 

Trotz des aktuell schlechten Stimmungsbildes sind die Ökonomen der UniCredit Bank Austria optimistisch, dass sich für 2025 eine Verbesserung der Konjunktur einstellen wird. Zum einen ist von einer Stärkung des Konsums auszugehen, da sich die Kaufkraft durch erneute Reallohnzuwächse 2025 weiter erhöhen sollte. Zum anderen ist infolge der Lockerung der Geldpolitik nicht nur mit einer Stabilisierung am Bau zu rechnen, sondern auch mit vermehrten Investitionen der heimischen Industrie, die zudem von der Verbesserung des globalen Umfelds profitieren sollte. „Die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch die vergleichsweise hohen Kostenanstiege sowie die starke Ausrichtung auf den deutschen Markt könnte 2025 die positive Wirkung der günstigeren globalen Rahmenbedingungen auf die heimische Wirtschaft schmälern. Trotzdem gehen wir  von einem moderaten Wirtschaftswachstum in Österreich 2025 aus“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

 

Arbeitslosenquote steigt langsam weiter
Angesichts der anhaltenden Schwäche der österreichischen Wirtschaft setzte sich die leichte Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt auch über den Sommer fort. Im August betrug die Arbeitslosenquote 7,1 Prozent nach nur 6,7 Prozent zu Jahresbeginn. 
 

„In den kommenden Monaten dürfte sich der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote noch fortsetzen, angetrieben von den anhaltenden Problemen am Bau und in der Industrie. Allerdings dürften sich auch die Bedingungen im Dienstleistungssektor noch etwas verschlechtern. Wir erwarten eine Arbeitslosenquote von 7,0 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024. Für 2025 gehen wir weiterhin von einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,9 Prozent aus. Neben der besseren Konjunktur wird die Verbesserung vor allem auch dem nur langsam steigenden Arbeitskräfteangebot geschuldet sein“, so Pudschedl.  

 

Inflationsrückgang stützt weitere Zinssenkungen der EZB 
Bedingt durch sinkende Energiepreise auch als Folge der schwachen Konjunktur hat sich die Inflation über den Sommer in Österreich deutlich abgeschwächt. Mit 2,4 Prozent im Jahresvergleich erreichte die Inflation im August den niedrigsten Wert seit 40 Monaten. In den kommenden Monaten dürfte die Teuerung nicht mehr weiter sinken und gegen Jahresende energiepreisbedingt sogar wieder in Richtung 3 Prozent ansteigen. Im kommenden Jahr sollte sich der rückläufige Inflationstrend jedoch wieder fortsetzen, wenn auch mit deutlich geringerem Tempo als bisher, bedingt durch hartnäckige Zweitrundeneffekte im Dienstleistungssektor. „Wir erwarten nach einer durchschnittlichen Teuerung von rund drei Prozent im Jahr 2024 für das kommende Jahr einen Rückgang auf 2,3 Prozent mit Jahresendwerten unter dem Inflationsziel der EZB“, so Pudschedl.

 

Angesichts des recht günstigen Inflationsverlaufs im ganzen Euroraum hat die Europäische Zentralbank nach Juni im September erwartungsgemäß eine zweite Zinssenkung des Einlagenzinssatzes um 25 Basispunkte auf nunmehr 3,50 Prozent beschlossen.

 

„Wir erwarten weiterhin eine allmähliche Senkung des Leitzinssatzes bis Ende 2025 um jeweils 25 Basispunkte pro Quartal. Der nächste Schritt beim Einlagensatz sollte demnach im Dezember auf 3,25 Prozent erfolgen. Im Spannungsfeld von Inflationsrisiken insbesondere im Dienstleistungssektor auf der einen Seite und der Sorge über eine ungünstige Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung auf der anderen Seite erwarten wir einen stetigen, aber bedächtigen Lockerungszyklus der EZB. Angesichts unserer mittelfristig günstigen Inflationsprognose gehen wir davon aus, dass der Einlagenzins bis Ende 2025 auf 2,25 Prozent sinken wird“, so Bruckbauer abschließend. 
 

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