- Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im September geringfügig auf minus 2,4 Punkte
- Die Stimmung in der Industrie und am Bau trübte sich weiter ein, doch der Pessimismus in den Dienstleistungssparten nahm ab
- Die zumindest bis Jahresende anhaltende Konjunkturflaute wird zu das zweite Jahr in Folge zu einem BIP-Rückgang führen, 2024 von voraussichtlich 0,5 Prozent
- Moderates Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent gestützt auf Reallohnzuwächse und geldpolitische Lockerung 2025 erwartet
- Das Wirtschaftswachstum wird zu schwach für eine Verbesserung am Arbeitsmarkt ausfallen: Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2025 auf 7,2 Prozent erwartet, nach 7,0 Prozent 2024
- Die schwache Konjunktur dämpft die Inflation: Die Teuerung wird voraussichtlich von 3,1 Prozent 2024 auf nur noch 2,2 Prozent 2025 sinken
- EZB wird ihren Zinssenkungskurs beschleunigen, und ihr nächster Zinsschritt wird bereits diesen Oktober erwartet
Die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft blieb zu Beginn des Herbsts sehr angespannt. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im September geringfügig auf minus 2,4 Punkte. Trotz des zweiten Anstiegs in Folge signalisiert der Indikator jedoch eine Prolongation der Konjunkturschwäche in Österreich“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Im kürzlich beendeten dritten Quartal hat die österreichische Wirtschaft nach unserer Einschätzung nicht auf einen Wachstumskurs einschwenken können. Zudem sind die Aussichten für eine spürbare Verbesserung der Konjunktur noch vor Jahresende angesichts der erneuten Eintrübung der Stimmung in der Industrie und am Bau gering. Wir gehen daher weiterhin von einem Rückgang des BIP im Gesamtjahr 2024 um 0,5 Prozent aus.“ Damit wird die österreichische Wirtschaft nach 2023 das zweite Jahr in Folge schrumpfen.
Stimmungsverbesserung im Dienstleistungssektor
Einziger Lichtblick im Konjunkturbild in Österreich war im September die leichte Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor, die der Grund für den leichten Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators war. Der anhaltende Rückgang der Inflation hat zu einer Stabilisierung der Einzelhandelsumsätze geführt. Zudem verringerten erste Vorzeichen für eine gute Wintersaison im Tourismus den Pessimismus, der einer hohen Verunsicherung in vielen Branchen geschuldet ist. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in der leichten Verschlechterung der Stimmung der heimischen Konsumenten wider, die sich trotz Reallohnzuwächsen weiterhin in Kaufzurückhaltung üben und ihre Sparquote erhöhen.
Die pessimistische Grundstimmung der österreichischen Wirtschaft war zu Beginn des Herbsts weiterhin von der Schwäche im Produktionssektor bestimmt. Die Stimmung am Bau ist bedingt durch die geringe Nachfrage speziell im Wohnungsbau konstant negativ. Im September setzten sich zumindest die Anzeichen einer Stabilisierung der Lage fort, wenn auch auf niedrigem Niveau. Dagegen trübte sich die Stimmung in der heimischen Industrie weiter deutlich ein. Zu der Verunsicherung aufgrund der schwachen Auftragseingänge aus dem Inland kommt hinzu, dass sich die Sorgen über die Wettbewerbsfähigkeit im Exportgeschäft nach den hohen Kostenanstiegen in den vergangenen Monaten verstärken. Zudem scheint die Krise der deutschen Autoindustrie in der heimischen Zulieferindustrie immer stärkere Wellen zu schlagen und das Exportumfeld hat sich generell eingetrübt. Die mit den österreichischen Ausfuhranteilen gewichtete globale Industriestimmung sank im September deutlich auf den tiefsten Wert seit einem Jahr. Abgesehen von der Schwäche der deutschen Wirtschaft verringerten sich auch die Aussichten auf positive Impulse aus anderen Märkten.
„Zu Beginn des Herbsts lag die Stimmung in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft im pessimistischen Bereich, zum Teil erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem war in allen Wirtschaftssektoren in Österreich die Stimmung schlechter als im Euroraum insgesamt. Insbesondere in der Industrie ist der Pessimismus viel stärker ausgeprägt als im europäischen Durchschnitt“, meint Bruckbauer.
Nur moderater Wachstumskurs 2025 erwartet
Anzeichen für eine beginnende Erholung sind in der österreichischen Wirtschaft derzeit nicht auszumachen. In den vergangenen Monaten haben sich jedoch die Rahmenbedingungen durch den starken Rückgang der Inflation und den bereits gestarteten Zinssenkungszyklus der EZB verbessert. Durch den deutlichen Rückgang der Inflation profitieren die heimischen Konsumenten seit Monaten von hohen Reallohnzuwächsen. Die Tariflöhne sind in den ersten drei Quartal 2024 um 8,5 Prozent im Jahresvergleich gestiegen, während die Teuerung durchschnittlich nur um 3,3 Prozent zugelegt hat.
„Wir gehen davon aus, dass sich in den kommenden Monaten die Verunsicherung der Konsumenten angesichts der hohen Reallohnzuwächse legen wird und 2025 der private Konsum einen spürbaren Impuls für eine Belebung der österreichischen Wirtschaft setzen können wird. Zudem sollten sich die Verbesserung der Finanzierungsbedingungen durch weitere Zinssenkungen der EZB positiv auf die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmen auswirken“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Nach zwei Jahren mit einer sinkenden Wirtschaftsleistungen sollte die österreichische Wirtschaft 2025 wieder auf einen zumindest moderaten Wachstumskurs einschwenken können. Wir erwarten einen Anstieg des BIP um 1,0 Prozent.“
Arbeitslosenquote steigt langsam weiter
Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche setzt sich die Verschlechterung der Lage am heimischen Arbeitsmarkt weiter fort. Im September stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote auf 7,2 Prozent und liegt damit bereits um einen halben Prozentpunkt höher als zu Jahresbeginn.
„Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten noch weiter verschlechtert. Insbesondere die rückläufige Auftragsentwicklung in der Industrie und die mangelnde Aussicht auf eine spürbare Trendumkehr in diesem Sektor trüben den Ausblick. Nach durchschnittlich 7,0 Prozent im Jahr 2024 erwarten wir mittlerweile auch für 2025 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,2 Prozent“, so Pudschedl.
Inflation in Österreich erstmals seit 3,5 Jahren unter 2 Prozent
Die Verlangsamung der Inflation kommt voran, sogar schneller als erwartet. Die Teuerung ist im September voraussichtlich wieder unter 2 Prozent gesunken, sollte jedoch bis zum Jahresende aufgrund eines Basiseffekts der Energiepreise wieder etwas anziehen. „Abgesehen von kurzfristigen Ausschlägen sollte die Inflation auch in Österreich in den kommenden Monaten nahe beim EZB-Ziel von 2 Prozent liegen. Die Preissetzungsmacht der Produzenten scheint angesichts der schwachen Güternachfrage gedämpft zu bleiben. Auch der Preisdruck auf Nahrungsmittel dürfte sich in Grenzen halten. Zudem werden die Zweitrundeneffekte im Dienstleistungssektor im Laufe des Jahres 2025 immer schwächer werden. Wir erwarten einen Rückgang der durchschnittlichen Inflation in Österreich von 3,1 Prozent 2024 auf nur noch 2,2 Prozent im kommenden Jahr 2025“, so Pudschedl.
Nächste Leitzinssenkung noch im Oktober erwartet
„Nachdem die jüngsten Konjunkturindikatoren und die Inflation im Euroraum insgesamt nach unten überrascht haben, erwarten wir, dass die EZB die nächste Zinssenkung bereits jetzt im Oktober vornehmen wird. Für Dezember gehen wir von einer weiteren Reduktion des Einlagensatzes um 25 Basispunkte aus“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Für 2025 erwarten wir eine Verringerung der Leitzinsen um weitere 100 Basispunkte, wobei bereits im September der Einlagenzins mit 2 Prozent sein Endniveau im laufenden Zinszyklus erreicht haben sollte.“