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Österreichs Industrie schwächelt auch zum Jahresende, aber vorsichtige Anzeichen für eine Verbesserung 2024

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UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember

Tafel mit Zahlen mit Konjunkturverlauf im Vordergrund

Die österreichische Industrie steckte auch zum Jahresende 2023 in einer Rezession fest. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im Dezember zwar nur leicht, liegt mit 42,0 Punkten jedoch weiterhin deutlich unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Gegen Jahresende hat sich die Lage in der heimischen Industrie zwar stabilisiert und die Talsohle des seit Mitte 2022 laufenden Abschwungs scheint erreicht zu sein, doch der Beginn einer Erholung der Industrie ist vorerst nicht in Sicht“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter heimischen Einkaufsmanagern sind sehr gemischt ausgefallen. „Die Produktion wurde stärker als im Vormonat zurückgenommen, denn das Neugeschäft nahm weiterhin ab, aber langsamer als im November. Die Beschäftigung wurde mit höherem Tempo abgebaut. Geringere Einkaufsmengen trugen zu einer Fortsetzung des Preisrückgangs für Vormaterialien bei und folglich gingen die Lagerbestände zurück“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Insgesamt zeigt sich zum Jahresende bei den meisten Teilindikatoren des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex eine leichte Verlangsamung der rückläufigen Trends. Vor allem aber nahm der Pessimismus deutlich ab. Mit 48,7 Punkten stieg der Index der Produktionserwartungen auf den höchsten Wert seit Februar, weist jedoch immer noch auf leichte Produktionseinbußen in den kommenden Monaten hin.“

Rückgang des Neugeschäfts verlangsamte sich weiter
Die heimischen Betriebe haben die Produktionsleistung im Dezember stärker reduziert als im Vormonat. Der Produktionsindex sank auf 41,4 Punkte, den niedrigsten Stand seit dem Sommer. „Die Produktionsleistung wurde zum Jahresende etwas stärker als im Vormonat verringert, beeinflusst durch die allgemein zurückhaltende Nachfrage, die geopolitischen Unsicherheiten und die verschärften Finanzierungsbedingungen. Der Rückgang der Neuaufträge verlangsamte sich jedoch erneut, sowohl aus dem In- als auch dem Ausland. Die Einbußen im Exportgeschäft waren im Dezember sogar die niedrigsten seit Mitte 2022“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Das weiterhin sinkende Neugeschäft führte zu einer erneuten Abnahme der Auftragsrückstände, was die durchschnittlichen Lieferzeiten stark verringerte. Dazu dürften angesichts der global angespannten Nachfragesituation und gut gefüllter Lager mittlerweile unausgelastete Lieferkapazitäten und die verbesserte Verfügbarkeit von Vormaterialien beigetragen haben.

Weiter sinkende Kosten
„Die heimischen Betriebe konnten angesichts des Überschussangebots für Rohstoffe und Vormaterialien geringere Einkaufspreise mit ihren Lieferanten aushandeln. Angesichts steigender Löhne und höherer Kosten im Transport verlangsamte sich der Rückgang der Einkaufspreise jedoch gegenüber dem Vormonat“, meint Pudschedl. Der Index der Einkaufspreise stieg im Dezember auf 42,4 Punkte.

Angesichts einer offenbar starken Preissetzungsmacht reichten die österreichischen Produzenten trotz des schwachen Nachfrageumfelds die Kostenvorteile nur teilweise in die Verkaufspreise weiter. Nur in den konsumnahen Bereichen sowie im Vorleistungsgüterbereich wurden Preisnachlässe weitergegeben. Im Durchschnitt sorgten die Preistrends zum Jahresende 2023 wieder für eine leichte Verbesserung der Ertragslage der heimischen Betriebe.

Vorsichtige Lagerpolitik
In dem von Unsicherheiten geprägten schwachen Nachfrageumfeld und teilweise sinkender Preiserwartungen haben die heimischen Betriebe im Dezember hohe Anstrengungen unternommen, um die Lagerkosten zu reduzieren. Die etwas schwächere Verringerung der Einkaufsmenge führte jedoch nur zu einem moderateren Rückgang der Lagerbestände an Vormaterialien und Rohstoffen und auch die Verkaufslager wurden weniger stark abgebaut als in den Vormonaten. Der Quotient aus dem Index Vormateriallager zu Fertigwarenlager liegt zwar weiterhin im Bereich, der einen Industrieabschwung anzeigt, hat sich gegen Jahresende jedoch verbessert und liefert damit ein Indiz, dass eine Umkehrung des Lagerzyklus und des Konjunkturverlaufs heranrücken könnte.

Weiterer Beschäftigungsabbau
Mit der beschleunigten Verringerung der Produktionsleistung haben die heimischen Betriebe im Dezember auch den Abbau von Beschäftigung in der Industrie fortgesetzt und sogar das Tempo des Jobabbaus erhöht. „Seit mittlerweile acht Monaten gehen in der österreichischen Industrie Jobs verloren. Im Gesamtjahr 2023 ergibt sich jedoch noch ein Beschäftigungsplus von 1,4 Prozent im Jahresvergleich. Das bedeutet einen Anstieg um nicht ganz 10.000 auf über 645.000 Beschäftigte. Dennoch hat die Arbeitslosigkeit im Sektor im Jahr 2023 leicht zugenommen. Im Jahresdurchschnitt stieg die Arbeitslosenquote auf 3,2 Prozent nach nur 3,1 Prozent im Jahr 2022“, so Pudschedl. Damit liegt die Arbeitslosenquote in der Industrie jedoch weiterhin deutlich niedriger als in der Gesamtwirtschaft mit voraussichtlich 6,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023.

Etwas günstigere Aussichten für 2024
Der Gesamtwert des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex notiert im Dezember mit 42,0 Punkten etwas niedriger als im Vormonat und weist damit auf eine anhaltende Schwächephase der österreichischen Industrie mit weiter sinkender Produktion hin. Aus einzelnen Details der monatlichen Umfrage lassen sich jedoch positive Signale ablesen, die auf eine Verlangsamung des Konjunkturabschwungs in der heimischen Industrie hindeuten. Insbesondere die Einbußen im Neugeschäft – auch aus dem Ausland – werden geringer. Zudem sind die Lagerbestände der heimischen Industriebetriebe mittlerweile stark gesunken. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Lagerbestand hat sich dadurch gegen Jahresende verbessert, wenn auch vorerst weiterhin die Verkaufslager stark genug befüllt sind, um das Neugeschäft erfüllen zu können. In den kommenden Monaten dürften jedoch bei Produktion und Beschäftigung geringere Einbußen zu erwarten sein.

Nach einem Anstieg der Industrieproduktion um über 6 Prozent im Jahr 2022 befand sich die österreichische Industrie das ganze Jahr 2023 über in einer Rezession. Im Jahresdurchschnitt hat die heimische Sachgütererzeugung nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen Rückgang der Produktion um knapp über 1 Prozent hinnehmen müssen, gedämpft von einer besonders ungünstigen Entwicklung in der Metallverarbeitung, der chemischen Industrie und der Kunststoffindustrie. Mit einem stabileren Exportumfeld sind die Aussichten für die Sachgütererzeugung für 2024 wieder etwas günstiger. Ein zumindest leichtes Produktionsplus von rund 1 Prozent ist in Reichweite.

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