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Auftragsmangel verlängert Rezession für Österreichs Industrie

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UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im August

Fabrikbau, Industrietechnik, Fertigungseinrichtung, Produktionslinie
  • Trotz leichtem Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im August auf 44,4 Punkte, bleibt die Industrie nun seit exakt zwei Jahren in Rezession
  • Verschlechterung der Konjunkturaussichten: Erwartungsindex für die Industrieproduktion für die nächsten zwölf Monate sank auf nur noch 50,7 Punkte, den tiefsten Wert seit Jahresbeginn
  • Trotz eines etwas geringeren Auftragsminus schränkten Industriebetriebe die Produktion im August mit höherem Tempo ein
  •   Anhaltend starker Jobabbau erhöhte Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung auf höchsten Stand seit drei Jahren
  • Zunehmende Belastung für die Ertragslage, da die schwache Nachfrage trotz steigender Kosten Rabattierungen im Verkauf erforderte 
  •  Die deutliche Reduktion der Einkaufsmengen sorgte für eine weitere Verringerung der Lagerbestände an Rohstoffen und Vormaterialien

 

Die heimische Industrie kommt nicht aus dem Konjunkturtief. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg zwar im August auf immerhin 44,4 Punkte. Der Abwärtstrend hat sich damit etwas gegenüber dem Vormonat verlangsamt, aber die Industrie befindet sich weiterhin in einer tiefen Rezession. Seit mittlerweile genau zwei Jahren unterschreitet der Indikator die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert werden würde“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

 

Konjunkturauffrischung nicht in Sicht
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern, die von S&P Global im Auftrag der UniCredit Bank Austria durchgeführt wurde, bieten keine Lichtblicke, die auf eine unmittelbar bevorstehende Konjunkturbesserung im Produktionssektor schließen lassen. „Die Produktionsleistung wurde im August noch stärker als im Vormonat reduziert, da das Neugeschäft weiter abnahm. Erneut wurden viele Jobs abgebaut und die Preistrends weisen auf eine Verschlechterung der Ertragslage hin“, so Bruckbauer und ergänzt: „In Anbetracht der andauernden Konjunktureintrübung haben sich die Hoffnungen der Betriebe auf eine Verbesserung der Lage zerschlagen. Der Index für die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten ist auf 50,7 Punkte gesunken, den tiefsten Wert seit Jahresbeginn, der sich erstmals unter dem langjährigen Durchschnitt befindet. Die heimische Industrie erwartet somit auch auf mittlere Sicht kaum Wachstum.“

 

Das internationale Umfeld bietet derzeit ebenfalls keine Perspektive für die heimischen Industriebetriebe. „Abgesehen von den zunehmenden Herausforderungen im Exportgeschäft durch die ungünstige Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit sowie den allgemein steigenden Protektionismus ist die globale Industrieerholung ins Stocken geraten“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Zur anhaltenden Rezession der europäischen Industrie gesellt sich nun eine spürbare Abschwächung der US-Industrie. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie in den USA ist im August auf 48,0 Punkte gesunken und liegt damit den zweiten Monat in Folge unter der Wachstumsgrenze.“ Im Euroraum fiel der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Industrie auf 45,6 Punkte, belastet von deutlichen Rückgängen in den großen Industrienationen Deutschland und Frankreich.

 

Beschleunigter Produktionsrückgang
Während sich bei allen anderen Komponenten des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex zumindest eine leichte Verlangsamung des Abwärtstrends zeigte, beschleunigte sich im August der Rückgang der Produktion gegenüber dem Vormonat. „Der Produktionsindex sank auf 43,8 Punkte. Damit war das Tempo des Produktionsrückgangs in der heimischen Industrie nur zu Jahresbeginn noch stärker als im August. Dahinter steht die anhaltende Flaute im Neugeschäft, wenn auch aktuell das Auftragsminus etwas abnahm. Die gestiegenen Konjunktursorgen und die geopolitischen Unsicherheiten sorgen weiterhin für Zurückhaltung bei Investitionen. Zudem dürfte der verstärkte Lagerabbau und die Schwäche am Bau die Nachfrage in der Industrie dämpfen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Nachfrage aus dem Ausland und aus dem Inland nahm im August mit geringerem Tempo ab, wobei die deutlich geringere Verbesserung des Index für die Exportaufträge auf 43,3 Punkte tendenziell größere Herausforderungen im internationalen Geschäft aufzeigt. Erstmals seit Mitte 2021 überstieg der Index für die Neuaufträge mit 44,5 Punkten den Produktionsindex spürbar. Dieses einzelne positive Signal bringt allerdings noch keine mögliche Erholung der Industrie in Sicht.

 

Anhaltend starker Jobabbau
Angesichts der Reduktion der Produktion aufgrund fehlender Aufträge haben die heimischen Industriebetriebe den Personalstand erneut deutlich verringert. „Das Tempo des Jobabbaus hat sich seit dem Vormonat kaum verändert und war auch im August kontinuierlich hoch. Der Beschäftigtenstand in der Sachgütererzeugung hat gegenüber dem Vorjahr um rund 7.000 abgenommen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote auf saisonbereinigt 3,9 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2021“, meint Pudschedl.

 

In den ersten acht Monaten des Jahres betrug die Arbeitslosenquote in der österreichischen Industrie durchschnittlich 3,7 Prozent. Da sich die Verschlechterung am Arbeitsmarkt voraussichtlich weiter fortsetzen wird, erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria eine Arbeitslosenquote im Sektor von zumindest 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024, nach nur 3,2 Prozent im Vorjahr. Die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage in der Industrie bestimmt damit maßgeblich auch die Aufwärtsentwicklung auf gesamtwirtschaftlicher Ebene, bleibt aber weiterhin deutlich günstiger. In der Gesamtwirtschaft dürfte die Arbeitslosenquote 2024 auf 7 Prozent steigen. 

 

Kostenanstieg, aber leicht sinkende Verkaufspreise
Die Einkaufspreise für die heimische Industrie stiegen den dritten Monat in Folge, im August mit zunehmendem Tempo. „Höhere Rohstoff- als auch Transportpreise waren für den neuerlichen Anstieg der Kosten in der heimischen Industrie verantwortlich. Obwohl die Kostendynamik im August unter dem langjährigen Durchschnitt lag, dürfte sich die Ertragslage der Betriebe im Durchschnitt verschlechtert haben, denn gleichzeitig wurden die Verkaufspreise wieder herabgesetzt. Allerdings fielen die der schwächelnden Nachfrage geschuldeten Preisnachlässe sehr gering aus“, meint Pudschedl. Der Index der Verkaufspreise stieg auf 48,6 Punkte im August.

 

Einkauf und Lagerbestände reduziert
Angesichts des schwachen Konjunkturumfelds verringerten die heimischen Industriebetriebe im August ihre Einkaufsaktivitäten erneut mit hohem Tempo. Der Index für die Einkaufsmenge erreichte nur 40,2 Punkte und war damit nur marginal höher als im Vormonat. Der niedrige Index verweist darauf, dass der Rückgang der Einkaufsmenge in den Betrieben stärker als jener der Produktionsleistung ausfiel, was auf anhaltend starke Bestrebungen zum Abbau der Lagerbestände hinweist. „Angesichts der geringeren Produktionserfordernisse und steigender Kosten sowie zur Erhöhung der Liquidität der Betriebe wurden im August bereits den siebzehnten Monat in Folge die Bestände an Rohstoffen und Vormaterialien reduziert, jedoch mit spürbar geringerem Tempo als in den Vormonaten. Dagegen blieben die Verkaufslager weitgehend unverändert, da kostengetriebene Bestrebungen zum Abbau angesichts unerwartet niedriger Absatzmengen und zu hoher Produktionskapazitäten zunichte gemacht wurden,“ meint Pudschedl.

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