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Angelaufene Konjunkturerholung gewinnt langsam an Fahrt

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UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator

Tafel mit Zahlen mit Konjunkturverlauf im Vordergrund
  • Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Mai auf minus 2,0 Punkte, den höchsten Wert seit einem Jahr
  • Stimmungsverbesserung in allen Wirtschaftssektoren sowie anhaltende Aufhellung des Exportumfelds 
  • Mehr Schwung im zweiten Halbjahr wird 2024 Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozent ermöglichen, nach leichtem Rückgang im ersten Halbjahr
  • Erste Zinssenkung der EZB unterstützt Aussicht auf höheren BIP-Anstieg von 1,5 Prozent 2025
  • Inflationsrückgang wird zäher: Ende 2024 Teuerungsrate von rund 3 Prozent und im Jahresdurchschnitt von 3,6 Prozent, Ende 2025 von rund 2 Prozent und im Durchschnitt von 2,3 Prozent erwartet
  • Leichte Konjunkturerholung reicht vorläufig nicht für Rückgang der Arbeitslosenquote, 2024 Anstieg auf 6,8 Prozent erwartet, 2025 dann Rückgang auf 6,5 Prozent
  • Weitere Zinssenkungen der EZB um 25 Basispunkte pro Quartal erwartet

Die schrittweise Verbesserung der Konjunkturlage in Österreich setzt sich fort. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Mai auf minus 2,0 Punkte. Damit verweist der Indikator zwar immer noch auf eine sehr verhaltene Wirtschaftsentwicklung am Rande der Stagnation hin, doch immerhin wird der höchste Wert seit zweieinhalb Jahren erreicht“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Erholung der heimischen Wirtschaft kommt zwar nur sehr langsam aus den Startlöchern, der Aufwärtstrend ist aber stabil. Unser Konjunkturindikator zeigt mittlerweile den achten Monat in Folge eine Verbesserung der Konjunktur an. Das war zuletzt im Aufschwung nach der Finanzkrise ab dem Frühjahr 2009 der Fall.“  

Gleichzeitige Stimmungsverbesserung in allen Wirtschaftssektoren
Die Verbesserung des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Mai wurde durch eine Stimmungsaufhellung in allen Wirtschaftssektoren unterstützt. „Trotz etwas Gegenwind durch einen Rückgang der Verbraucherstimmung verbesserte sich die Geschäftseinschätzung im Dienstleistungssektor spürbar. Auch am Bau und in der heimischen Industrie setzte sich eine moderate Aufhellung der Stimmungslage fort, zumal sich auch das globale Exportumfeld weiter belebte“, meint Bruckbauer. 

Die Verbesserung des Exportumfelds, die sich in einem spürbaren Anstieg des mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten Index für die globale Industriestimmung zeigte, wurde von einer Stabilisierung der Industrie im Euroraum sowie einer anhaltenden Verbesserung in wichtigen Wachstumsmärkten, allen voran in China, getragen. Dies schlug sich positiv auf die Konjunktureinschätzung der heimischen Industriebetriebe nieder. Allerdings blieben die Aussichten angesichts einer noch schwachen Auftragslage und hoher Energie- und Personalkosten, die sich auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit ungünstig auswirken, gedämpft. Auch in der Bauwirtschaft blieb die Lage angesichts der starken Kostendynamik gedrückt, allerdings haben sich die Anzeichen für eine Verbesserung der Nachfrage vermehrt. Angesichts einer gut anlaufenden Tourismussaison und einer beginnenden Stabilisierung der Umsätze im Einzelhandel infolge der realen Kaufkraftzuwächse der vergangenen Monate nahm im Mai auch die Zuversicht im Dienstleistungssektor zu. 

Erholung setzt sich mit etwas höherem Tempo fort
Der verbesserte Stimmungsrahmen wird die Fortsetzung der angelaufenen Erholung der österreichischen Wirtschaft in den kommenden Monaten weiter unterstützen und voraussichtlich auch eine leichte Tempoerhöhung ermöglichen.

„Nach dem leichten BIP-Anstieg im ersten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal wird die heimische Wirtschaft voraussichtlich auch im zweiten Quartal in diesem Ausmaß zulegen können. Für das zweite Halbjahr erwarten wir sogar etwas stärkere Zuwachsraten. Nach dem leichten Rückgang des BIP im ersten Halbjahr um rund ein halbes Prozent im Vergleich zum Vorjahr wird damit im Gesamtjahr 2024 noch ein geringes Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent möglich werden“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Zur leichten Beschleunigung der Wirtschaftsdynamik in der zweiten Jahreshälfte sollte die weitere Belebung des privaten Konsums beitragen, der von den realen Lohnanstiegen profitiert. Damit dürften viele Dienstleistungsbereiche zum Zugpferd der Erholung in Österreich werden. 

„Die von der EZB im Juni eingeleitete Trendwende in der Geldpolitik verbessert die wirtschaftlichen Aussichten. Allerdings dürfte die gestartete Zinssenkungsphase erst ab 2025 positiv auf eine Belebung der Investitionen wirken, was sich dann insbesondere auf die heimische Industrie und den Bausektor günstig auswirken dürfte. Damit sollte das Wirtschaftswachstum 2025 auf einer breiteren Basis stehen und sich auf rund 1,5 Prozent erhöhen“, meint Pudschedl.  
 
Arbeitsmarkt trotz schwacher Konjunktur relativ stabil  
Die verhaltene Konjunkturentwicklung führt vorerst weiter zu einer leichten Verschlechterung der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt. Im Mai stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote auf 6,9 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit Dezember 2021. 

„Der leichte Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wird sich in den kommenden Monaten noch fortsetzen. Rund um den Jahreswechsel sollte sich die bessere Konjunkturentwicklung jedoch stabilisierend auswirken und im kommenden Jahr einen Rückgang der Arbeitslosigkeit ermöglichen. Nach durchschnittlich 6,8 Prozent 2024 gehen wir weiter von einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent 2025 aus. Neben der besseren Konjunktur wird auch die Enge am Arbeitsmarkt dazu beitragen“, meint Pudschedl. 

Inflation auf 2,5 Jahres-Tief gesunken, doch Inflation wird sich vorerst kaum noch verlangsamen
Die Inflation hat sich seit dem Jahresbeginn deutlich reduziert und ist im Mai auf 3,3 Prozent im Jahresvergleich, den niedrigsten Wert seit zweieinhalb Jahren, zurückgegangen. Über den Sommer dürfte die Weitergabe der gesunkenen Großhandelspreise für Gas und Strom an die Haushalte die Teuerung weiter dämpfen, doch die nur langsam auslaufenden Zweitrundeneffekte im Dienstleistungsbereich dürften die Disinflation bremsen. „Nach dem spürbaren Rückgang der Inflation seit dem Jahresbeginn wird der Disinflationsprozess in der zweiten Jahreshälfte fast zum Erliegen kommen. Die Teuerung dürfte bis zum Jahresende rund um 3 Prozent schwanken. Wir gehen weiterhin von einer Inflationsrate von 3,6 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 aus, allerdings hat sich die Aussicht auf einen etwas niedrigeren Wert leicht erhöht“, meint Pudschedl und ergänzt: „Für 2025 erwarten wir unverändert einen Rückgang der Teuerung in Österreich auf durchschnittlich 2,3 Prozent.“ 

EZB hat erwartungsgemäß auf Zinssenkungskurs eingeschwenkt und fährt nun auf Sicht
Angesichts des starken Rückgangs der Inflation hat die EZB im Juni eine erste Senkung der Leitzinsen vorgenommen. In den kommenden Monaten dürfte sich sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation im Euroraum nicht nennenswert verlangsamen, daher wird die EZB einen nächsten Zinsschritt voraussichtlich erst im September setzen. „Wir erwarten, dass die EZB eine Senkung der Zinssätze in einem Tempo von 25 Basispunkten pro Quartal fortsetzen wird, d.h. im September und im Dezember eine weitere Verringerung vornimmt. Ihre Entscheidung wird sie dabei von der Inflationsentwicklung im Dienstleistungsbereich, möglichen Risiken für einen Rohstoffpreisschock und den Auswirkungen der Politik der US-Notenbank auf Europa abhängig machen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Angesichts unserer Erwartung eines Rückgangs der durchschnittlichen Inflation im Euroraum im kommenden Jahr auf unter 2 Prozent, gehen wir von einer weiteren Lockerung um 100 Basispunkte aus. Der Einlagenzinssatz dürfte Ende 2025 somit bei 2,25 Prozent liegen.“  

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