- Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg zu Jahresbeginn 2024 auf minus 3,2 Punkte
- Die österreichische Wirtschaft dürfte die Rezession überwunden haben, aber die Konjunktur wird nicht vor dem Sommer in Schwung kommen
- Sowohl in der Industrie als auch in einigen Dienstleistungsbranchen verbesserte sich die Stimmung etwas, blieb aber im pessimistischen Bereich
- Die Stimmung am Bau verschlechterte sich allerdings nochmals
- Verhaltenes Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent 2024 dank Konsumbelebung und Trendwende im Lagerzyklus
- Nach einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,7 Prozent 2024 wird das höhere Wachstum 2025 einen Rückgang auf 6,5 Prozent ermöglichen
- Die Verringerung der Inflation auf durchschnittlich 3,6 Prozent 2024 und 2,3 Prozent 2025 wird über deutliche Reallohnzuwächse die Konjunkturerholung unterstützen
Die Konjunktur in Österreich beginnt sich schrittweise von niedrigem Niveau aus zu verbessern. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist zu Jahresbeginn auf minus 3,2 Punkte gestiegen. Das war der vierte Anstieg in Folge auf den besten Wert seit Mai vorigen Jahres“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Rezession dürfte zwar knapp vor Jahresende 2023 geendet haben, doch der aktuelle Indikator liegt weiter deutlich unter dem langjährigen Mittel und signalisiert derzeit nur eine geringe Verbesserung der Konjunkturlage. Impulse, die für den unmittelbaren Beginn einer spürbaren Erholung der österreichischen Wirtschaft sprechen, sind nicht auszumachen.“
Leichte Stimmungsberuhigung, aber nicht am Bau
Die erneute Verbesserung des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators zu Jahresbeginn wurde, wie schon im Monat davor, vor allem durch die Aufhellung der Stimmung im Dienstleistungssektor ermöglicht, die jedoch in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich ausfiel. Während die geschäftliche Situation im Jänner in den IT-Branchen und den Beratungsdienstleistungen sowie im Gastgewerbe aufgrund der guten Buchungslage durchaus positiv eingeschätzt wurde, blieben die meisten unternehmensnahen Dienstleistungsbetriebe, insbesondere im Bau- und Immobilienbereich, pessimistisch. Die Stimmung am Bau verschlechterte sich zu Jahresbeginn, was auf Auftragsrückgänge im Hochbau und bei den Nebengewerben zurückzuführen war, während sich die Aussichten für den Tiefbau sogar leicht aufhellten.
„Während die Entwicklung am Bau dämpfte, sorgte der Dienstleistungssektor sowie die heimische Industrie für eine Verbesserung der Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn. Zum einen zeigte sich in einigen konsumnahen Industriebranchen, wie z.B. in der Nahrungsmittelindustrie und der KFZ-Herstellung, eine leichte Nachfragebelebung aus dem Inland. Zum anderen wies der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete Indikator für die globale Industriestimmung auf eine erneute leichte Verbesserung des Exportumfelds hin,“ so Bruckbauer.
Trotz der jüngsten Verbesserung war die Konjunkturstimmung in Österreich zu Beginn 2024 in allen Wirtschaftsbereichen im pessimistischen Bereich, besonders stark im Dienstleistungssektor. In allen Wirtschaftssektoren war die Konjunkturstimmung in Österreich deutlich schlechter als im Euroraum. Während sich der Abstand bei den Dienstleistungen und in der Industrie verkleinerte, nahm der Stimmungsunterschied am Bau hingegen deutlich zu.
Wachstumsaussichten verbessern sich langsam
Angesichts der aktuellen Vorlaufindikatoren ist für die kommenden Monate nur von einer Seitwärtsbewegung der Konjunktur in Österreich auszugehen. Die knapp vor dem Jahreswechsel eingesetzte Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollte sich jedoch Schritt für Schritt fortsetzen, so dass zumindest ab der zweiten Jahreshälfte eine Belebung der heimischen Wirtschaft spürbar werden sollte. „Angesichts des eher verhaltenen Jahresbeginns wird trotz einer schrittweisen Aufhellung der Wirtschaftslage nach unserer Einschätzung im Gesamtjahr 2024 nur ein schwacher Anstieg des BIP um 0,3 Prozent möglich sein. Wir erwarten in den kommenden Monaten eine Stärkung des Konsums, nachdem die sinkende Teuerung zu kräftigen Reallohnzuwächsen führen wird. Zudem dürfte nach dem starken Abbau der Lagerbestände im Vorjahr eine Trendumkehr im Lagerzyklus für Wachstumsimpulse sorgen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die moderate Belebung der Konjunktur sollte sich 2025 fortsetzen. Gestützt auf Zinssenkungen der EZB, die den Investitionen mehr Schwung verleihen sollten, wird das Wirtschaftswachstum auf einer breiteren Basis stehen und sich nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria auf rund 1,5 Prozent verstärken.
Arbeitslosigkeit steigt vorerst noch weiter
Mit den günstigeren Wachstumsaussichten wird sich der seit einigen Monaten laufende Anstieg der Arbeitslosenquote rund um den Jahreswechsel 2024/25 wieder umkehren. Die Arbeitslosenquote, die zu Jahresbeginn 2024 saisonbereinigt 6,7 Prozent betrug, wird sich in den kommenden Monaten jedoch noch geringfügig erhöhen. Insbesondere am Bau und in der Sachgütererzeugung ist mit einem überdurchschnittlich starken Anstieg an Arbeitssuchenden zu rechnen.
„Im Jahresdurchschnitt 2024 erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,7 Prozent, nach 6,4 Prozent 2023. Infolge der etwas besseren Konjunktur sollte 2025 die Arbeitslosenquote wieder leicht auf durchschnittlich 6,5 Prozent sinken. Unterstützt wird diese Trendwende auch durch das im Vergleich zu den Vorjahren schwächer wachsende Arbeitskräfteangebot“, so Pudschedl. Trotz durchschnittlich fast 300.000 gemeldeten Arbeitssuchenden wird in vielen Branchen weiterhin ein Mangel an Arbeitskräften bestehen. Die Verringerung des Qualifikationsungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage wird zur bestimmenden Herausforderung der kommenden Jahre am österreichischen Arbeitsmarkt.
Inflation geht langsam zurück
Die Inflation ist zu Jahresbeginn 2024 auf 4,5 Prozent im Jahresvergleich gesunken, den niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Der Rückgang der Teuerung wird sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen, allerdings nicht mehr von niedrigeren Energiepreisen bestimmt werden. Während von den Energiepreisen jedoch auch kein Aufwärtsdruck zu erwarten ist, sollte es zu einem Auslaufen der Zweitrundeneffekte kommen, was die Kerninflation verlangsamen wird.
„Die verzögerte Anpassung der Löhne an die hohe Inflation führt zu kräftigen Reallohnzuwächsen, die durch eine Verstärkung der Konsumnachfrage zwar die Konjunktur unterstützen, doch damit gleichzeitig den laufenden Disinflationsprozess bremsen werden. Dennoch sind wir optimistisch, dass die Inflation im Jahresdurchschnitt 2024 unter 4 Prozent fallen wird. Für 2025 erwarten wir eine Teuerung von durchschnittlich 2,3 Prozent, nur noch knapp über dem Zielwert der EZB. Damit wird die Teuerung in Österreich aufgrund der vergleichsweise nur langsamen Beruhigung der Kerninflation weiter über jener im Euroraum liegen“, meint Pudschedl. Für den Euroraum erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria eine Inflationsrate von 2,2 Prozent für 2024 und nur noch 1,8 Prozent für 2025.